Waschln für die Goaß

Aus Landschaftsgeschichten
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Struktur einer Waldreben-Liane. Foto: Stefan Vornegger
Blühende Waldrebe. Foto: Christina Nagl
Blüten der Waldrebe im Detail. Foto: Christina Nagl

G´schichtl

„Kommts Kinder, wir gehen Waschln für die Goaß abschneiden!“ so hieß es an einem heißen Sommertag. „Was, Waschln? Sollen wir die Goaß leicht waschen? Und überhaupt, seit wann wachsen die Waschln an den Bäumen, damit man sie abschneiden muss?“ fragten wir uns. Aber schnell wurde das Rätsel gelöst. Die Waschln, das waren die Waldreben, die wie Lianen im Dschungel die Bäume am Waldrand wie mit einem Schleier überzogen. Sie wurden abgeschnitten und mit vereinten Kräften von den Bäumen gezogen. So bekamen nicht nur die Bäume wieder mehr Licht, auch die Ziegen freuten über die Waschln. Der Sommer war diesmal so wahnsinnig trocken und heiß wie schon lange nicht und auf der Wiese stand fast kein Futter mehr, so dass sie diese zusätzliche Mahlzeit gut brauchen konnten. Auch einige Äste vom Waldrand wurden abgeschnitten – vom Ahorn, den mögen die Goaß ganz besonders.

Dass die Waschln deshalb Waschln heißen, weil man früher aus ihnen Waschln gemacht hat – zum Reinigen von Töpfen und Herd, das erfuhr ich erst später. In den 1970er Jahren verwendete man sie schon lange nicht mehr zu diesem Zweck.

Zielgruppe

Naturinteressierte, Begeisterte alten Wissens

Broschüre: "ab 10 Jahren"

Anwendung: ganzjährig

Botschaft

Die Waldrebe wurde früher als Zusatzfutter für Ziegen verwendet. Aber auch Putzschwämme, sogenannte Waschln, wurden aus dieser Pflanze gemacht - die Waldrebe ist eine vielfältige Nutzpflanze!

Zusatz-Info

Die Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba) zählt zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und ist in manchen Gegenden neben dem Beinamen „Waschl“ auch als Liasch, Lüln, Lün oder Lian bekannt.

Aus Das Waschelmachen: Um einen Waschl herzustellen, erntete man die Waldrebe am besten um den 26. Juli, da sich dann genug Flüssigkeit in der Pflanze befindet, um sie gut verarbeiten zu können. Die Pflanze wird in 1 m lange Stücke geschnitten und anschließend so lange mit einem Hammer bearbeitet, bis sich die Rinde vom Stamm löst. Jetzt kann man aus einem geschälten Stück Waldrebe einen ca. 6-8 cm breiten Ring formen und anschließend mit anderen geschälten Stücken umwickeln. Das daraus entstandene handflächengroße Bündel bearbeitet man dann mit dem Hammer, bis es flach ist und gut in der Hand liegt.

Waschl sind dafür bekannt, dass sie sehr lange und viel Wasser halten können. Früher haben sie sich gut am alten Ofen trocknen lassen, doch versucht man eines an der Luft zu trocknen dauert es äußerst lange bis es wieder vollständig trocken ist. Nimmt man ein frisch mit Wasser vollgesogenes Waschl in die Hand wird einem die Bedeutung des Spruches „waschlnass“ sehr viel klarer!

Quelle

Eva Karner-Ranner, eigene Erinnerung

Über das Waschel-Machen: Eunike Grahofer/Alice Gonzalez-Martin