Das Waschelmachen

Aus Landschaftsgeschichten
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G´schichtl

Wollte man früher die eingebrannten Speisereste aus Töpfen und Pfannen entfernen, nahm man einen sogenannten „Waschl“ zur Hand. Sowohl „Waschl“ als auch „Reiber“ durften damals in keinem Haushalt fehlen wenn es darum ging, Kochgeschirr und Böden sauber zu halten. Hergestellt wurden diese kleinen Helfer aus der Waschl, besser bekannt als Gemeine Waldrebe. Obwohl diese Kletterpflanze zu den Lianen gehört, war sie bei den heimischen Land- und Forstwirten längst nicht so beliebt wie bei Tarzan & Co., denn sie benutzt andere Sträucher und Bäume nur allzu gerne als Rankhilfe und beeinträchtigt somit deren Wachstum. Wer hätte also gedacht, dass sich gerade dieser Unruhestifter als so nützlich herausstellen würde?

Der beste Zeitpunkt um die Waldrebe zu ernten war um den 26. Juli, da sich dann genug Flüssigkeit in der Pflanze befindet, um sie gut verarbeiten zu können. Ist die Waldrebe nämlich zu trocken, bricht sie bei der Prozedur. Diese beginnt damit, dass man sie in 1 m lange Stücke schneidet und anschließend so lange mit einem Hammer bearbeitet, bis sich die Rinde vom Stamm löst. Jetzt kann man aus einem geschälten Stück Waldrebe einen ca. 6-8 cm breiten Ring formen und anschließend mit anderen geschälten Stücken umwickeln. Das daraus entstandene handflächengroße Bündel bearbeitet man dann mit dem Hammer, bis es flach ist und gut in der Hand liegt. Damals wurden ein bis zwei Dutzend Waschl zu Bündeln zusammengebunden und meist von Bettlern verkauft. Manche Höfe fertigten sie jedoch auch selbst an.

Waschl sind dafür bekannt, dass sie sehr lange und viel Wasser halten können. Früher haben sie sich gut am alten Ofen trocknen lassen, doch versucht man eines an der Luft zu trocknen dauert es äußerst lange bis es wieder vollständig trocken ist. Nimmt man ein frisch mit Wasser vollgesogenes Waschl in die Hand wird einem die Bedeutung des Spruches „waschlnass“ sehr viel klarer!

Zielgruppe

alle

Botschaft

Die Gemeine Waldrebe ist eine hervorragende Nutzpflanze!

Zusatz-Info

Die Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba) zählt zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und ist in manchen Gegenden neben dem Beinamen „Waschl“ auch als Liasch, Lüln, Lün, Lialochan oder Lian bekannt.

Quelle

Grahofer, E. 2016. Die Hechals – Brauchtum, altes Handwerk und Rezepte aus dem Mostviertel. Freya Verlag GmbH, Linz.

Verfasst von Alice Gonzalez-Martin