St. Johann in der Wüste

Aus Landschaftsgeschichten
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G’schichtl

Den Lehrpfad „Wasserweg“ am Erlaufstausee entlang, immer Richtung Ötscherhias wandernd, überquert man den Mühlbach und kommt auf die Forststraße „Ötscherstraße“. Wer heute dort wandert, findet z. T. noch die Grundfeste einer alten Kirche, verwachsene Steinhaufen, uralte Wildobstbäume und einen Gedenkstein, der Geschichten erzählt. Alle zwei Jahre findet dort ein evangelischer Gedenkgottesdienst statt, musikalisch gestaltet von Sängern und Jagdhornbläsern.

Der Grund für die Errichtung des Gedenksteins ist im 17. Jhdt zu finden: Mit Beginn der Industrialisierung stieg der Brennholzbedarf der Großstädte. Holzknechte wanderten zu bzw. wurden von einem privilegierten Holz- und Schwemminhaber geholt. Diese waren aber Geheimprotestanten, die in ihren Hütten heimlich ihrem Glauben nachgingen. Um sie zu bekehren, wurde vom Stift Lilienfeld die Errichtung einer kleinen Holzkirche in Auftrag gegeben: St. Johann in der Wüste.

Die Spannungen blieben aber aufrecht und im Jahre 1776 ging die Kirche in Flammen auf. Das Gottenhaus wurde zwar aus Stein wieder aufgebaut, diente dann nach der Verlautbarung des Toleranzpatents 1781 und der Aufhebung der Pfarre aber nur noch als Speicher für Rüben, Sauerkraut, Korn und Speck.

Zielgruppe

Ab 14 Jahren

Anwendung: ganzjährig

Botschaft

Gedenksteine in der Landschaft erinnern uns an längst vergessene Zeiten.

Zusatz-Info

1902 wird die Kirche abgerissen. Zuvor wurden zwei Engel in die Evangelische Pfarrkirche in Mitterbach überstellt. Sie gilt als einzige Toleranzkirche Niederösterreichs.

Quelle

Erzählung und Textpassagen von Martin Weber, zusammengefasst von Christina Nagl

Niederösterreichische Landesausstellung 2015. ÖTSCHER:REICH. Die Alpen und wir. Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H