Die Bauernhöfe und Errichtung und Nutzung der Ausnehmerhäusl

Aus Landschaftsgeschichten
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Generell waren die „Ausnehmer“ die älteste Generation der Bauern, die ihren Land- und forstwirtschaftlichen Besitz bereits an die Hofnachfolger rechtskräftig übergeben hatten.

Vorwiegend im 18. Jahrhundert, mancherorts auch später, wurde von den damaligen Hofbesitzern, neben ihrem Gehöft ein kleines, sogenannte „Ausnehmerhäusl“ bzw., auch dem gleichlautenden Hausnamen entsprechend; ein ebenerdiges „Stöckl“ errichtet. Ohne Bürokratie und Baugenehmigung konnte ein solches Vorhaben damals verwirklicht werden, welches auch im Grundstücksverzeichnis und Dokumenten als Baufläche dem Anwesen zugeordnet war. Ein solches Bauvorhaben wurde, je nach Größenausmaß mit einem, manchmal auch zwei Wohnräumen errichtet. Meistens waren Küche, Wohn- und Schlafraum in einem Raum integriert. Natürlich den damaligen Lebensstandard entsprechend, ohne Strom- und Fließwasserversorgung und das Dach mit Stroh gedeckt. Es gab aber auch einige „Ausnehmerhäusl“ in denen ein Keller errichtet worden war, und sofern dessen Existenz noch besteht, auch heute als solcher genutzt wird. Im Grunde genommen wurden solche bauliche Investitionen als Vorsorgemaßnahmen als Wohnmöglichkeit für den Lebensabend der Übergeber geschaffen, in deren Familien durch die Situation von Generationskonflikten das Zusammenleben unter einem Dach für die Betroffenen als unerträglich galt.

In den meisten bäuerlichen Familien wurden diese kleinen Nebenhäuschen nicht wie ursprünglich vorgesehen, von den Hofübergebern bewohnt, sondern deren Nutzung war vielmehr eine gegenseitige Sicherstellung für Wohnungssuchende Familien die eine Unterkunft benötigten; und die betreffende Bauernfamilie hatten jederzeit gesicherte Arbeitskräfte zur Verfügung. Auch meine Eltern bewohnten fast vier Jahre, in der Kriegs- und Nachkriegszeit ein kleines Nebenhäuschen eines Bauern in OÖ. Als Abgeltung für die Miete musste meine Mutter jährlich 90 Tage in Form von Arbeitsleistungen erbringen.

Jene Bauern, die um die Erhaltung der Bausubstanz dieser kleinen Gebäude bestrebt waren, und sich aufgrund der damaligen wirtschaftlichen Lage finanziell leisten konnten, tauschten das undicht gewordene Strohdach zeitgerecht gegen ein neues Ziegeldach. Außerdem wurden die erforderlichen Elektro- und Wasserinstallationen durchgeführt und die Wohnqualität so verbessert, dass es jahrelang gerne von den gleichen Urlaubsgästen gemietet wurde. Häufig wurde auch das „Ausnehmerhäusl“ für einige Jahre zur Familiengründung von den heranwachsenden Bauernkindern, als Übergangslösung bis zur Errichtung ihres Eigenheimes genutzt.

Zusatzinfo

Viele dieser einstigen „Ausnehmerhäusl“ mussten, aufgrund von Erweiterung betrieblicher Baumaßnahmen, oder auch durch die Erschließung von neuen Verkehrswegen abgerissen werden.

Schon lange Zeit vor der Einführung der gesetzlichen Bauernpension werden die Hofübergeber nicht mehr als „Ausnehmer“ sondern wie auch in allen übrigen Berufsgruppen im Ruhestand, als Pensionisten bezeichnet.

Quellen

Rosemarie Pöcksteiner, St.Oswald