Der Weitenboch

Aus Landschaftsgeschichten
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Hoch oben in den Weinsbergforst'n,
wo die wild'n Geier horst'n,
entspringt aus einer Felsenquelle
ein gar fleißiger Geselle.
Murmelnd hüpfest du, einem Rehlein gleich,
zu dem großen Edlasbergerteich.
Dort sammelst du die Kräfte ein,
viel Arbeit wartet nun schon dein,
als erstes Schaffen musst du fühlen,
oben in den Edlasberger Sägemühlen.
Durch den Schwemmbach noch verstärkt,
treibst du das Gutenbrunner Werk.
Der Weg ist lang, lass dir nur Zeit,
bis Martinsberg ist 's doch hübsch weit,
vorbei an Wies'n und Waldesrand
schlängelt sich dein Silberband
hinunter zu der Maurermühle,
doch Gott sei Dank, die steht ja stille.
Freu dich nicht, es kommt schon einer,
es is' de Sog van Ritzelsteiner.
Auch de Walpersdorfer auf di' pass'n
de werd'n dich als nächste fassen,
So, nun zeige deine Stärk'n
in den Fürst'schen Sägewerk'n,
nimm dich zusammen, das ist kein Reiben,
eine moderne Mühle ist mit zum Treiben.
Durch die Holzwies'n führt dein Leidensweg
hinunter zur Ableitinger Säg'.
Ein neues Bächlein zu dir eilt,
aus der Gegend Roggenreit,
gemeinsam ihr durch die Turbinen tollt,
in den Werken des Rumpold's.
Der Reitforst nimmt dich auf in Kühle
und führt dich zur Gmoa'mühle.
Schaffen heißt es Tag für Tag,
beim Hack'l in der Brennmühl-Sag.
Du hast nicht Rast, du hast nicht Ruh
und steuerst jetzt dem Wiesinger zu,
ein neues Gatter, moderne Mühlen,
mit Turbinen, es geht leichter, du kannst es fühlen.
Fließe nur weiter, schaffst doch so gern,
in der Säge von Aschelberger Johann Kern.
Ein neues Wasserl stößt herzu,
"Herzlich willkommen" rufest du,
mit mir sollst du dich plagen
in den Weinlinger Sagen.
Der Frau Parek helfen wir noch schnell,
daun geht's hinunter in die Höll.
Viel enger wird das Tal,
liebes Bacherl, mach dich schmal!
Wild stürzt du ohne Fess'l
hinein in die schwarzen Teufelskess'l,
donnernd, tosend, brausend, schäumend,
wie im wilden Schmerz aufbäumend,
durcheilst du die enge Felsenschlucht,
wie ein Gehetzter auf der Flucht.
Vorbei an Brücken und gefährlichen Strudeln,
hinüber über die Kurven beim Höllschmied Rudl.
Endlich sich das enge Tal erweitert,
Würnsdorf liegt vor dir gebreitet,
eine Wehr kommt wieder,
vor der Gruber Schmiede
schwere Hämmer dröhnen,
die dein leises Plätschern übertönen.
Reutner's Sägewerk und Mühle nähert sich,
sehr viel Arbeit wartet dort auf dich.
Lenauer's Flieder fängt dich auf,
durch das Rad'l im schnellen Lauf.
Alois Jungwirt will dich wägen,
mit zünftig schweren Hammerschlägen.
Beim Emmerich Jungwirt dasselbe tust,
ran an die Hämmer- schlägst richtig zu.
Hiebei hätte ich vergessen fast,
hier ist ja das E-Werk Weitenbach.
Pöggstall kommt nun an die Reih,
zu schaffen gibt es dort so allerlei,
Brunner's Säge, Mühle und Lagerhaus
holen aus dir das Letzte heraus.
Müde, elend und sehr schwach
stärkt dich nun der Laimbach,
gemeinsam, nicht mehr träge,
schaff'st du in der Moser Säge.
St. Anna oben am Berge lässt dich grüßen,
doch du musst unten vorüber fließen.
Der Mandlgupf ist absolviert,
das Straßreiter Bacherl zu dir führt.
Kreuzer's Säge kommt heran,
Ruine Streitwiesen blickt dich an.
Beim Lackner und in den Höcht'l-Sägen,
das schaffs't du leicht, ohne zu Überlegen.
Apotheker Püschl hält dich nicht mehr auf,
es geht vorbei in raschem Lauf.
Jetzt erfasst dich wieder einmal ganz
die neue Mühle vom Bleicher Franz.
Nun kommt für dich ganz neu
Bleicher's moderne Ziegelei.
Der Säge und Mühle gilt dein Gruß,
vom Bleicher Karl unten am Schuss.
Ein klarer Bach aus Heiligenblut
mündet hier ein, das tut dir gut,
nach Weiten führt dein Weg herein,
Arbeit hat für dich die Schmiede Pein.
Stark bist du nun, fasst richtig an,
in Immerle Mühle du jetzt schaffst,
im neuen Werk des Johann Hahn,
sie ist groß, braucht viel Kraft.
Gassner's Wehr dich engagiert,
zur Gummiwarenfabrik wirst du geführt.
Eitental liegt hinter dir,
wenig Arbeit gab es hier.
Der Schwarzenbach rinnt hier herein,
eine neue Hilfe, das ist fein.
Hofbauer's Mühle fordert dich an,
schaffst ein bisserl, was liegt schon d'ran.
Schloss Leiben blickt aus stolzer Höh'
nieder auf dich seit eh' und je',
Weiter geh, kannst doch nicht bleiben,
Geier's Wolle braucht dich in Leiben,
Riesinger's Säge vor der Bahn
fordert nun deine Emsigkeit an.
Nur noch eine Säge und Mühle vorne am Eck,
die Firma Vogt aus Weitenegg.
Und als letztes treibst du mit Geschick
Habicht's große Farbenfabrik.
Wundert euch nun, wie schnell ich bin,
rund 30 km in 12 Stund'n, bis zur Donau hin.
31 Sägen, 18 Mühlen, 5 Schmieden, 4 Werke, 2 Fabriken, Ziegelei,
in an halben Tog eilen ist keine Spielerei,
500 Menschen gebe ich Arbeit und Brot
und 2000 Leit san enthob'n da ärgsten Not.
Wie ich geschaffen, gerechnet in Tonnen
woar'n des fia'n Staat an Steuern Millionen,
und dabei bin ich ein Bächlein so winzig und klein,
wie könnte das erst bei der großen Donau sein!

Quellen

Hans Pichler, Hofedl