Allerheiligenprozession im Wald

Aus Landschaftsgeschichten
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G’schichtl

Ein Spaziergang im herbstlichen Wald – zu Allerheiligen nach dem Friedhofsbesuch wollen wir noch die letzten Schwammerln im Buchenwald suchen. Vielleicht gibt’s heuer mal Totentrompeten, um die zu entdecken, muss man den Waldboden aber schon sehr genau absuchen. Da sehen wir aus dem Augenwinkel was Gelbes da hinter den Bäumen. Eierschwammerl gibt’s doch im Laubwald nicht, außerdem bewegt es sich noch ganz langsam! Dort hinten – eine ganze Reihe an gelben Flecken wandert durch den Wald, wie eine Allerheiligenprozession mit kleinen Lichtern. Das ist es natürlich nicht, bei näherem Hinsehen entpuppen sich die gelben Flecken als Feuersalamander, die hintereinander alle in eine Richtung wandern. Zugegeben, nicht ganz so geordnet wie eine richtige Prozession, aber doch offensichtlich alle auf das gleiche Ziel zu. Was wollen die nur alle hin? Als wir der Reihe folgen, finden wir eine Felsspalte, in der gerade ein Salamander verschwindet – ein typischer Überwinterungsplatz!

Zielgruppe

Kinder, Herpetologen, Naturinteressierte

Botschaft

Die schwarz-gelbe Färbung ist charakteristisch für Feuersalamander. Im Spätherbst kann man mit etwas Glück wandernde Tiere entdecken, wenn sie am Weg zu ihrem Überwinterungsplatz sind.

Zusatz-Info

Die Buchen –und Buchenmischwälder des Ötschergebietes sind ganz typische Feuersalamanderlebensräume. Zu Gute kommen ihnen dort nicht nur das feucht-kühle Klima, und die Buchenbestände mit den vielen kleinen Bächen, die sie als Lebensraum bevorzugen, sondern auch die zahlreichen kleinen und größeren Höhlensysteme, die optimale Überwinterungsplätze darstellen. Feuersalamander brauchen bei uns frostfreie Überwinterungsplätze wie kleine Höhlen Felsspalten, aber auch Hohlräume unter Holzhaufen, Wurzelstöcken o.ä., manchmal auch in feuchten Kellern. Besonders geeignete Plätze nutzen oft viele Tiere, die im Spätherbst gemeinsam dort einwandern. Feuersalamanderlarven leben in kleinen Waldbächen, optimalerweise dort, wo es keine größeren Fische mehr gibt, denen sie zum Opfer fallen. Die Weibchen bringen die Larven lebend zur Welt und suchen dafür die geeigneten Bäche auf.

Quelle

Nöllert A. & C. Nöllert 1992. Die Amphibien Europas. Bestimmung - Gefährdung - Schutz. Frankh-Kosmos Verlag

Verfasst von Eva Karner-Ranner