Weide
Inhaltsverzeichnis
G´schichtl
Bei meinem Elternhaus im "Unteren Ort" von Albrechtsberg schlängelte sich früher der Sommerbach vorbei. Mittlerweile wurde er in Rohre verbannt, aber im Garten findet sich noch immer eine feuchte Stelle, bestens geeignet als Standort für Weiden. In der Talsenke befindet sich der alte Hausbrunnen, gleich daneben einige Kopfweiden und eine "Poimkatzlstaudn". Jeden Winter wurden die Kerwewidl (Korbweiden) ratzekahl bis auf den dicken Stamm zurückgeschnitten, neue Körbe mit den dottergelben Ruten geflochten oder zumindest die alten ramponierten Körbe ausgebessert. Auch der Bäcker im Ort brachte hin und wieder einen seiner großen Körbe zur Reparatur.
Mein Vater ist Messner der Pfarrkirche "Maria auf der Stiege" und für so einiges zuständig. Schon als Kinder halfen wir immer, die Palmzweige für die Palmprozession herzustellen. Die Poimkatzl werden gleich lang zugeschnitten, unten am Griff abgeschält und in zwei Schlitze Zweigerl von Buchs und Thuje hineingesteckt. Am Palmsonntag vor der Prozession bekamen der Pfarrer, die Ministranten und die Sänger des Kirchenchores einen Zweig, die restlichen wurden an die Kirchgänger verteilt. Ein paar wurden übers Jahr aufgehoben und dann verbrannt für das Aschenkreuz am Aschermittwoch.
Zielgruppe
alle
Botschaft
Selbstversorgung mit Korbweide und Palmkätzchen
Zusatz-Info
Die Weiden wurden immer selbst vermehrt, indem man direkt vor Ort dickere Ruten zum Bewurzeln etwa 30 cm in die lockere feuchte Erde steckte. Die einjährigen Ruten der Korbweiden werden jedes Jahr an ihrer Basis, dem "Kopf" der Weide abgeschnitten. An den kurzen Stummeln, die noch stehenbleiben, befinden sich immer noch mehrere Knospen, die wieder austreiben. So bilden sich jedes Jahr neue elastische Ruten, die zum Flechten geeignet sind und es entsteht die typische Kopfweide mit einem Stamm von etwa einem Meter Höhe, um angenehm arbeiten zu können. Durch die verbliebenen kurzen Stummel sieht die Krone vorerst aus wie ein Kopf, aus dem dann wieder die grünen Haare sprießen.
Quelle
Edith Weiß