Saumist ausbringa im Winta
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G'schichtl
Über diese Tätigkeit der Kleinhäusler und Bauern in unserer Region kann ich mich fast sechs Jahrzehnte zurück erinnern. Generell war die Eigenproduktion von Nahrungsmitteln in der Nachkriegszeit für die Bevölkerung im ländlichen Raum von enormer Bedeutung. So wurden damals alle nur möglichen Chancen genützt, um diese Eigenversorgung zu forcieren. Der Ertrag der landwirtschaftlichen Flächen fiel meistens eher gering aus. Selbst das Stroh, das als Futter und Einstreu der Haustiere diente, war oftmals knapp. In der Schweinehaltung wurde als Einstreu nur Stroh verwendet. Um dieses Stroh optimal zu nutzen, wurde damals in den Wintermonaten der „Saumist“ nicht am Misthaufen gelagert, sondern auf den Mistwagen oder bei geschlossener Schneedecke auf den „Ziehgschlitten“ verladen und auf einer nahegelegen Wiesenfläche zwischen den Obstbäumen „ausbroat“ (verteilt).
Dieses Tätigkeit vom "Saumist ausbringa" stand jedes Mal am Samstag beim Sauståll misten fix auf der Tagesordnung. Der ausbroate Saumist blieb bis zum Auswärts (Frühling) liegen.
Sobald der Schnee geschmolzen und der Boden abgetrocknet war, wurde der Saumist mit dem Handrechen „umkehrt“ (gewendet) und am warmen Frühlingstagen völlig getrocknet in die „Streuhütt’n“ (Lagerraum für Einstreu) eingebracht. Mit dieser Variante vom Saumist ausbringa konnte Stroh ein zweites Mal als Einstreu, diesmal im Rinderstall, verwendet werden.
Mit dem Einsatz von Handelsdünger, Umstrukturierung in andere Betriebszweige und dem Zukauf von Stroh aus viehlosen Betrieben gehört das Saumist ausbringa längst der Vergangenheit an.
Zielgruppe
ab 10 Jahren
Anwendung: Winter
Botschaft
Bei Streumangel wurde aus dem Saumist eine Art "Halbkompost" hergestellt, der selbst wieder als Stalleinstreu Verwendung fand. Die wasserlöslichen Komponenten des Mistes wurden in die Wiese eingewaschen.
Zusatz-Info
Aufgrund der Infektionsgefahr mit Würmern wurde Saumist als Einstreu bei Schweinen nur einmal verwendet.
Quelle
Original von Rosemarie Pöcksteiner, St. Oswald