Die weiße Walze

Aus Landschaftsgeschichten
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G´schichtl

18. Dez. 2017

Um die Mittagszeit lichtete sich der Nebel, und die Sonne kam zum Vorschein. Das Thermometer zeigte plus 3 Grad Celsius. Als ich nach dem Mittagessen eine Runde um das Haus ging, tropfte der zerfließende Schnee von den Obstbäumen. Seltsam war aber, am Boden angekommen, ist das Schneewasser sofort zusammengefroren. Ca. 1 Stunde dauerte dieses Schauspiel. Plusgrade in den Baumkronen und Minusgrade in Bodennähe. Als die Sonne unter ging hatten wir bereits minus 7 Grad Celsius.

Noch viel imposanter war aber ein 6. Dez. in den 1990er Jahren. Mein Blick in Richtung Norden brachte mich zum Staunen. Was ist das? Ins Tal herein kommt eine weiße Walze, und sie verschluckte alles in Bodennähe. Die Felder, die Straße, ihre Begrenzungsstecken, die halben Autos, alles verschluckt. Ich stand da wie angewurzelt. Ich konnte nicht einmal meinen Fotoapparat holen, so schnell ging das Schauspiel. Und schon hatte sie mich erfasst, diese weiße Walze. Bis zum Bauch stand ich in diesem Nebel, dachte ich. Es war aber keiner. Es war extrem kalte Luft. Eine Hand unten und die andere oben, und der Unterschied war greifbar. Sogleich holte ich ein Thermometer, um es auch zu messen. Ich staunte nicht wenig. Minus 6°C bei den Füßen, plus 6°C beim Kopf. 12 Grad Temperaturunterschied bei Kopf und Fuß. 4 oder 5 mal hintereinander habe ich es gemessen, bis ich begriffen habe, dass es wirklich so ist.

Zielgruppe

Ab 10 Jahre, Wetterbeobachter

Botschaft

Bei den Luftschichten gibt es sehr scharfe Grenzen.

Zusatz-Info

Bei den Wolken kann man beobachten, wie sie manchmal in verschiedene Richtungen ziehen.

Die weiße Walze war mit ca. 30 – 40 km/h im oberen Melktal unterwegs. Eine ähnliche Beobachtung machte eine Kollegin im Jänner 2018 am "Kleinen Ötscher".

Quelle

Erlebt und verfasst von Franz Höbarth