Zache Widn

Aus Landschaftsgeschichten
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G´schichtl

Zum Korbflechten eignen sich nur Weiden mit zähen Ruten und genau so eine "zache Widn" wurde mir einmal zum Verhängnis.

Mein Vater hatte im Winter ein paar neue Erdäpfelkörbe geflochten und die Abfälle von den Weidenruten auf den "Grasserthauffa" geschmissen, damit die Oma diese Restl zu Birl verarbeitet. Die Oma war ins Haus gegangen, um das Mittagessen zu kochen, also ging auch ich ans Werk in meine Gatschküche nebenan im Stadl. Man hatte mir ein leeres Zündholzschachterl zum Spielen verehrt, damit ich mit meinen 4 Jahren nichts abfackle, aber meine Pseudo-Zünder waren gerade leer. Also suchte ich mir von dem riesigen Reisighaufen kleine Asterl als Ersatz für die echten, zu gefährlichen Zündhölzer. Mit den krachdürren Fichtenzweigerln ging das ganz gut, die ließen sich ohne weiteres auf Schachterllänge abbrechen. Fatalerweise fand ich dann die zachen Widn, und weil sich die nicht brechen ließen, musste Oma´s Hacke her. Wie bei den Erwachsenen beobachtet, schnappte ich mit links die Weidenrute, rechts die schwere Hacke und - zack, der kleine Zeigefinger war halb ab! Heulend rannte ich zu Opa, der mich tröstete, die Oma verband meinen Finger und ich schwor, nie wieder eine Hacke anzugreifen.

Der Schwur hielt nicht lange, aber eine Narbe am linken Zeigefinger ermahnt mich heute noch zum vorsichtigen Gebrauch von scharfen Werkzeugen.

Zielgruppe

alle

Botschaft

Eine glückliche Kindheit ohne Helikoptereltern

Quelle

Edith Weiß