Warum das Brockengespenst oft das Geldloch bewacht

Aus Landschaftsgeschichten
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G´schichtl

Wer viel in die Berge geht, der kennt es, das Brockengespenst. Es liebt die Sonne und den Nebel und taucht hin und wieder hoch oben, in der Nähe von Gipfeln oder Graten auf, weiter unten begegnet man ihm kaum, doch am Ötscher sieht man es oft auch unterhalb des Rauhen Kammes wenn es den Eingang zum Geldloch bewacht.

Sehr häufig gehe ich über den Rauhen Kamm auf den Ötscher und mein liebster Anstieg ist der von Süden, an den großen Höhlen vorbei. Oft bin ich diesen Weg schon gegangen und oft habe ich auch das Geldloch besucht. Vor vielen Jahren, es war ein schöner Sommertag, bin ich wieder zum Rauhen Kamm aufgestiegen und habe beim Geldloch Halt gemacht um einen kurzen Blick in die Höhle zu werfen. Plötzlich stand es da, vor mir am Höhleneingang - das Brockengespenst. Ich kannte es ja, hatte ich es doch schon öfter gesehen, auf so manchem Berg und auch am Ötscher, am Rauhen Kamm, war ich ihm schon begegnet, aber hier unten, am Eingang zum Geldloch hätte ich es nicht erwartet. Hier würde man alle möglichen Geister erwarten, aber nicht das Brockengespenst. In voller Pracht, mit Glorie, stand es vor mir, und ich war ihm noch nie so nah.

Seit diesem Tag habe ich immer, wenn ich am Geldloch vorbeikam, nach dem Brockengespenst Ausschau gehalten und es ist mir dort sehr oft wieder begegnet. Es dürfte sich also hier wohl fühlen, am Eingang zum Geldloch. Und wer aufmerksam, an einem sonnigen Tag zum richtigen Zeitpunkt in die Höhle schaut, der kann es auch sehen, das Brockengespenst, wie es das Geldloch bewacht.

Zielgruppe

alle

Botschaft

Das Brockengespenst ist eine optische Erscheinung bei Nebel oder Dunst. Es entsteht, wenn der Schatten des Beobachters auf eine Nebel- oder Wolkenschicht fällt. Da der Nebel keine feste Oberfläche bildet wird der Schatten durch die einzelnen Wassertröpfchen als dreidimensionales Bild wiedergegeben und kann sich durch Luftbewegungen auch noch bewegen. Oft wird dieser Effekt von einer Glorie begleitet.

Das Geldloch ist der Kühlschrank des Ötscher, extrem kalte Luft strömt aus der Höhle, am Eingang liegt oft auch bis spät in den Sommer hinein Schnee. Hier bildet sich am Eingang oft eine Nebel- oder Dunstschicht. An einem sonnigen Vormittag kann man hier das Brockengespenst beobachten.

Zusatz-Info

Der Name leitet sich vom Brocken ab, dem höchsten Berg im Harz in Norddeutschland. Der Brocken ist wegen seiner extremen Lage oft in sehr dichten Nebel gehüllt und verfügt über 300 Nebeltage im Jahr. Daher begegnet man dieser Erscheinung dort sehr häufig. Die Bezeichnung Brockengespenst ist international und wurde wahrscheinlich von Johann Wolfgang von Goethe in der meteorologischen Weltliteratur eingeführt. Er hat sich mehrfach am Brocken aufgehalten und dort auch optisch-meteorologische Studien betrieben.

Im südlichen Bayern kennt man diese Erscheinung auch als Sudelfeldmonster, nach dem Sudelfeld, einer Berglandschaft in Oberbayern.

Quelle

Verfasst von Peter Neuhauser

Brockengespenst und Glorie