Von Bauernregeln und Vogelverhalten

Aus Landschaftsgeschichten
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G'schichtl

Fliegt die Schwalbe hoch,

Wird das Wetter schöner noch,

Fliegt die Schwalbe nieder,

Kommt grobes Wetter wieder.


Landwirte, die Jahr aus, Jahr ein, von früh bis spät in und mit der Natur arbeiten, sind professionelle Naturbeobachter und machen sich naturgemäß viele Gedanken über Zusammenhänge und Vorgänge „im Draußen“. Eine Unmenge von Volksweisheiten und Bauernregeln zieren so seit Jahrhunderten Hauswände und Bauernkalender. Eine zentrale Rolle spielen dabei das Wetter und Witterungsprognosen, kann doch die richtige Vorhersage von Wetterumschwüngen über Erfolg und Misserfolg ganzer Ernten entscheiden. Biologisch interessant ist dabei die in vielen Gegenden Europas verbreitete Vorstellung, aus dem Flugverhalten und den Flughöhen von Schwalben, die ja ausschließlich von Fluginsekten leben, Rückschlüsse auf die Wetterentwicklung zu ziehen. Was aber ist dran an solchen Sprüchen, wie dem obigen aus Tirol, der im urtirolerisch natürlich unverständlich sowohl in Wortwahl als auch Aussprache wäre und hier daher transformiert wurde?

Peter Biedermann und Martin Kärcher, zwei Schweizer Jungornithologen sind dieser Frage im Südweststeirischen Hügelland nachgegangen und haben dort die Wetterabhängigkeit der Flughöhen von Rauch- und Mehlschwalben untersucht. Nun weiß zwar der Teufel, warum wir dazu in der Steiermark Schweizer Vogelkundler brauchen, wenigstens aber sind die Ergebnisse im 50. Jubiläumsband der Egretta, der traditionsreichen wissenschaftlichen Zeitschrift von BirdLife Österreich, veröffentlicht. Die Befunde der beiden Schweizer sind eine herbe Enttäuschung für Verfechter der Volksweisheit. Beide Schwalbenarten waren nämlich bei Schlechtwetter wesentlich aktiver und flogen in größerer Höhe als bei Schönwetter. Die Flughöhen waren ansonsten recht unabhängig von anderen Wetterparametern, wie Wind, Luftdruck oder Temperatur!

Als Trost für unsere Landwirte muss aber erwähnt werden, dass andere Bauernregeln mit vogelkundlichem Bezug unzweifelhaft richtig sind. Etwa diese:

„Ist die Henne flach wie ein Teller - war der Traktor schneller!“

Zielgruppe

Naturinteressierte, Landwirte, Vogelkundler

Zusatz-Info

Hinweis auf andere Bauernregeln und Volkssprüche gerade was Schwalben betrifft (z.B. Schwalben als Glücksbringer usw.).

Quelle

verfasst von Armin Landmann (AviWiki)

  • Biedermann, P.H.W. & M. H. Kärcher (2009): Egretta 50: 76-81
  • Gättiker, E. & L. Gättiker (1989). Die Vögel im Volksglauben. Aula, Wiesbaden