Vom Heign

Aus Landschaftsgeschichten
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G´schichtl

Zuerst wird die ganze Leitn mit der Sense gemäht – dazu muss man ganz früh aufstehen, denn nass vom Morgentau schneidet sich das Gras am besten. Bevor die Sonne höher steigt, muss man fertig sein, danach wird das Mähen mühsam.

Zuerst muss das Futter einmal liegend vortrocknen, dann wird es regelmäßig mit der Heugabel umgedreht und gelockert. Am Abend wird es zumindest in Riedln, aber besser in Häufn zusammengerecht, damit es über Nacht nicht so viel Feuchtigkeit vom Tau einfängt. Sobald der Boden am nächsten Tag trocken ist, wird es wieder aufgebreitet und umgedreht. Bei besonders schönem Wetter, wenn es mehrere Tage sehr heiß ist, schafft man die Trocknung auf diese Weise. Normalerweise macht man gegen Abend Heuschober oder Hüfa– dazu muss das Futter aber schon einigermaßen vorgetrocknet sein – das grüne Futter kann man nicht aufhängen. Dazu gibt es Hüfastecken – Fichtenstecken, an denen man entweder noch ca 15 cm der Seitenäste gelassen hat, oder die Stecken haben Querlöcher, in die man kleine Steckerln rein steckt. Mit Hilfe eines schweren Eisenspitzes wird ein Lock in den Boden gebohrt, in den man den Stecken möglichst fest verankert. Um die unterste Runde der Seitenäste wird ein Büschel Heu herumgewickelt – das bildet die Basis des Heuschobers – und darf nicht mit dem Boden in Berührung kommen, sondern muss in der Luft hängen. Darauf kann man dann mit der Heugabel immer über den Spitz des Steckens eine Ladung Heu aufladen – so lange, bis der Spitz nicht mehr rausschaut. Rundherum wird der Heuschober dann noch ein bisschen gestriegelt, damit kein loses Heu herunterhängt. So aufgehängt kann das Heu nun fertig trocknen. Besonders schnell muss man mit dem Heuschober machen sein, wenn ein Regen droht – denn am Boden liegend wird das nass gewordene Heu schnell faulig, am Heuschober dagegen kann es sogar bei Regenwetter trocknen und das ist im Ötscherland wohl notwendig, denn lange trockene Perioden sind hier eher die Ausnahme!

Schließlich wird das Heu auf den Heuboden gebracht. Dazu macht man Heupinkln: Man lädt das Heu auf große quadratische Tücher von vielleicht 1,5-2m Seitenlänge und bindet die Pinkln mit den an den Ecken angenähten Bandln zu. Wie viel wird so ein Heupinkl haben – vielleicht 40-50 Kilo – uns als Kindern sind sie unendlich schwer vorgekommen und wir haben die Oma und die Tante immer bewundert, die diese Pinkln auf dem Rücken die steile Leitn rauf bis zum Heuboden getragen haben. An den Flächen, wo es möglich war, hat man dafür den Schubkarren verwendet.

Zielgruppe

alle

Botschaft

Die Heuernte ist überlebenswichtig für die Landwirtschaft, in der sehr regenreichen Ötschergegend musste man eine Technik erfinden, das Futter für das Vieh haltbar zu machen, die trotz des oft nassen Wetters funktioniert.

Zusatz-Info

Bei Kleinhäuslern, wo die Männer die meiste Zeit im Holz oder sonstwo in der Arbeit waren, wurde die ganze Heuernte von den Freuen und Kindern erledigt.

Quelle

Eva Karner-Ranner