Schwammerl suchen

Aus Landschaftsgeschichten
Version vom 16. Mai 2017, 18:18 Uhr von Christof K (Diskussion | Beiträge)
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G'schichtl

In unseren von Fichten dominierten Wäldern lässt sich gut Schwammerl suchen. Bei uns findet man allerhand Pilze - giftige, ungenießbare und natürlich auch Speisepilze.

Gepackt hat mich die Schwammerlsuch-Sucht mit ca. 9 Jahren. In unser Nachbarhaus in der Losenegg zogen neue Besitzer ein. Wir nannten sie klassischerweise "die neichn Noban". Es war ein älteres Paar aus der Nähe von Wien - er war ein leidenschaftlicher Schwammerlsucher und nahm uns Treidl-Kinder bei seinen Streifzügen durch die Wälder mit. Das war der Anfang einer Leidenschaft, der ich heute noch liebend gerne nachgehe!

Damals haben wir nur die sogenannten klassischen Freßpilze gesammelt - Schirmling, Eierschwammerl und Stoapüz. Die Wälder rund ums Haus waren damals enorm ertragreich - säckeweise haben wir die Pilze nach Hause getragen. Zugegebenermaßen war die Gier oft größer als die Vernunft und so landeten auch Steinpilze in unseren Körben und Säcken, von denen die Würmer schon beim Anschauen fast herausgefallen sind - die Pilze waren ganz einfach zu alt und auch nicht mehr wirklich genießbar, weshalb sie meistens auf dem Misthaufen gelandet sind.

Im Laufe der Jahre haben wir unsere Pilzkenntnisse immer mehr ausgebaut, und so beschränken wir uns nicht mehr auf die Klassiker, sondern sammeln allerhand verschiedener Pilze. Verspeist werden sie natürlich nur nach absolut sicherer Bestimmung, denn es gibt ja auch zahlreiche wirklich giftige Vertreter.

Die Plätze, die damals so ertragreich waren, sind es heute bei weitem nicht mehr. Unsere "Schwammerlsuchwälder" haben sich verändert und man findet darin kaum noch bzw. viel weniger Schwammerl. Besonders auffällig ist, dass die damals wirklich sehr häufigen Eierschwammerl überhaupt nicht mehr an ihren ehemaligen Stellen anzutreffen sind. Es wäre also höchste Zeit, neue Plätze zu suchen - aber dadurch, dass wir unser Speisespektrum schon um einiges erweitert haben, finden wir bei richtiger Witterung eigentlich immer essbare Pilze.

Eines ist mir aufgefallen: "Die Wehr" - das ist der kleine Wald neben der Wehranlage meines Vaters - war damals extrem ertragreich. Kiloweise konnten wir hier Eierschwammerl und Steinpilze sammeln. Irgendwann, es ist sicherlich schon 15 Jahre her, wurde der Wald mit einem Harvester durchforstet. Seitdem gibt und gab es da unten so gut wie keine Schwammerl mehr obwohl der Wald wieder viel heller ist bzw. war.

Angeblich zerstören die schweren Harvester das empfindliche Myzel der Pilze, sodass diese sehr geschwächt werden. Da Pilze oft Symbiosen - eine sogenannte Mykorrhiza - mit Bäumen eingehen, wird angenommen, dass die Zerstörung des Myzel eine direkte Folge auf die Baumgesundheit hat.

Zusatzinfo

  • Stoapüz - Steinpilz, Herrenpilz
  • Myzel - "Wurzelgeflecht" der Pilze
  • Mykorrhiza - eine Verbindung zwischen Pilz und Pflanzenwurzel, von der beide Partner profitieren (z.B. Nährstoffaustausch)

Auszug gefundener Pilze unserer Region (ohne wissenschaftlichen Namen): Steinpilz, Maronenröhrling, Netzstieliger und Flockenstieliger Hexenröhrling, Rotfußröhrling, Gallenröhrling, Birkenpilz, Rotkappe, Fliegenpilz, Eierschwammerl, Trompetentrichterlinge, Milchlinge, Reizker, Schirmlinge, Mairitterling, Violetter Rötelritterling, Fliegenpilz, Pantherpilz, Knollenblätterpilz, Perlpilz, Nebelkappe, Schwefelporling, verschiedenste Rindenpilze, Täublinge, Ziegenlippe, Gifthäubling, Schnitzlinge, Tintlinge, Bovisten und noch viele viele mehr.

Botschaft

Durch die Veränderung von Lebensräumen (unter Einfluß des Menschen oder auf natürliche Weise) verändert sich auch die Lebensbedingungen für alle Lebewesen und Pflanzen. Die Natur ist einem ständigen Wandel unterworfen, was auch die Anzahl und Arten der verschiedenen Individuen maßgeblich beeinträchtigt.

Zielgruppe

alle, aber v.a. Menschen, die sich für Pilze interessieren

Quellen

Gerda Wolf, St.Oswald