Raue Füße, wilde Balz:„Das Schuhplattlerhuhn“

Aus Landschaftsgeschichten
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G'schichtl

Ein Brauchtumsabend im Zillertal – dem „most active valley of the world“ - so die bescheidene Eigenwerbung dieses Inbegriffs der alpenländischen Touristik. Auf der Bühne die lokale Schuhplattlergruppe. Angefeuert vom johlenden Publikum vollführen kräftige Bauernburschen in knielangen Lederhosen, derben Wadenstrümpfen und genageltem Fußwerk seltsame Luftsprünge, hauen sich klatschend und pfeifend auf Waden und Schenkel. Am Kopf nicht selten ein kecker Filzhut mit prächtigen, sichelförmig gebogenen Federn. Kaum einer der Plattler und wohl keiner der Zuseher weiß noch, dass dieses eindrucksvolle Schauspiel dem ursprünglichen Träger dieses Federschmucks fast 1:1 abgekupfert ist: dem Birkhahn. Denn die Balz des nicht umsonst auch als „Spielhahn“. bezeichneten Rauhfusshuhns, ist ein eindrucksvolles Naturschauspiel, das unsere Landbevölkerung seit Jahrhunderten fasziniert und inspiriert. Früher noch verbreitet in den Tieflandmooren des Alpenvorlands, heute aber überwiegend nur noch an der Baumgrenze der Alpen, führt das Birkhuhn seine wilde Gruppenbalz vor.

Im Gegensatz zur touristischen „Jodeltodelei“ präsentiert sich das „Schuhplattlerhuhn“ aber nicht „apres ski“, sondern vor allem in der Morgendämmerung. Die zischenden und tief kullernden, als "Grugeln" bezeichneten Balzklänge des Birkhahns sind von exponierten Kuppen aus bis über 3 km weit zu hören. Die markanten, durch auffällige Schmuckfedern betonten Flatterflüge, Sprünge und liebestollen Balzposen, gepaart mit solch mystischen, in grauer Morgendämmerung ausgestoßenen Urlauten, sind seit jeher Sinnbild für Kraft und Potenz. Das hat die Spielhühner nicht nur zu Vorbildern für Brauchtumstänze gemacht. Ihre wilde Balz mit rauen Füßen hat den Birkhühnern viel Blut gekostet, denn die Hahnen sind nach wie vor begehrte Jagdtrophäen. Blutrote Balz aber auch anderweitig: Nackte Hautfalten über den Augen sind bei den Hähnen zur Balzzeit so stark durchblutet, dass sie wie aufbrechende Rosen imposant hervorquellen. Blutrote Blumen für wählerische Hennen!


Zielgruppe

Alle, besonders aber ornithologisch und kulturell interessierte Personen

Botschaft

Die Balz der Birkhühner ist ein beeindruckendes Schauspiel!

Zusatzinfo

Schenkt man Jägerzählungen Glauben, so geht es zumindest den Tiroler Birkhühnern gar nicht so übel. Das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vet.-Med. Wien hat jedenfalls mit den Jägern Tirols bei einer Balzplatz-Zählung im Frühjahr 2005 in Tirol 16.925 Birkhühner ermittelt. Hinweise auf positive Einflüsse der Almwirtschaft auf das Habitatangebot des Birkhuhns an der Waldgrenze (Freihalten von Flächen vor Bewaldung!).

Quelle

Original von Armin Landmann (AviWiki)

  • Reimoser F. & L. Wildauer (2006): Raufußhuhn-Monitoring Tirol. - Bericht über das Auerhuhn-, Birkhuhn- und Schneehuhnvorkommen im Land Tirol. Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, Veterinärmedizinische Universität Wien: 54 pp.