Pilgern anno dazumal

Aus Landschaftsgeschichten
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Selbdrittgruppe. Foto: Peter Kubelka
Wallfahrt. Foto: Barbara Taubinger


G´schichtl

Steil ist der Weg, bis zu 21% Steigung, es ist nur ein schmaler Saumpfad, nur für Fußgänger und Pferdekutschen geeignet. Wer sind diese Leute und vorne weg ein Mann mit einem schön geschmückten Kreuz?

Wallfahrer sind es, die am alten Wallerweg zum größten Marienheiligtum unterwegs sind. Zu dieser Zeit, Mitte des 18.Jahrhunderts, kommen jährlich hunderttausende Wallfahrer auf ihrem Weg nach Mariazell durch Annaberg. Von Wien gehen sie drei bis vier Tage, und die letzten zwei sind die anstrengendsten.

Sobald die Wallfahrer ins Türnitztal kommen, wird die Landschaft wild-romantisch, viel Wald, Felsen und ein klares Bächlein. Weiter an zahlreichen Wegkreuzen vorbei - jedes davon weiß eine kleine Geschichte zu erzählen – erreichen sie Siebenbrünn. Dort können sie sich noch mit frischem, heilbringendem Wasser laben. Und dann steht der erste der drei heiligen Berge vor ihnen, der Annaberg. Am Fuße des Berges steht der Bergbauernhof, dort erhalten die Pferdekutschen einen Vorspann, zusätzliche Pferde, damit die Steigung bewältigbar wird. Die Wallfahrer ziehen sich hier meist um, sie legen ihr schönes Gewand an, so mancher nimmt noch einen Stein mit, um sich den Aufstieg zu erschweren, andere gehen nun schweigend den Berg hinauf. Nach heftigen Regengüssen ist der Pfad zusätzlich rutschig und manchmal nur auf allen Vieren zu erklimmen.

Endlich ist der Sattel mit dem Ort Annaberg erreicht, verflogen ist jede Müdigkeit, lohnend und erhebend der Blick zum Ötscher, dem sagenumwobenen Vaterberg. Die Steine werden vor der Kirche abgelegt, die Annaberger Wallfahrtskirche empfängt die braven Waller mit angenehmer Kühle und Stille. Zur Selbdrittgruppe wird gebetet, die heilige Anna, ihre Tochter, die heilige Maria und das Enkelkind, Jesus Christus. Diese gotische Figurengruppe stammt aus 1440 und wird gerne aufgesucht, ist die Heilige Anna doch die Patronin für alle, die ein Anliegen vorbringen wollen, das Familie, Eheleute, Frauen und Kinder betrifft. Zu besonderen Anlässen darf die steile Holztreppe zur Selbdrittgruppe hinaufgestiegen und der Heiligen Anna Kummer, Bitten und Dank ins Ohr geflüstert werden.

Die Wirte bieten den Wallfahrern einfache Kost und frische Erdbeeren! Zuvor wurden die Wirtskinder ausgesandt, vom Auslug aus, die Zahl der Wallfahrer zu melden, reicht die vorbereitete Suppe, oder muss sie gestreckt werden? Am Annaberg wird meist übernachtet, am nächsten Tag, in aller Früh, geht es weiter über die heiligen Berge, den Joachimsberg und Josefsberg, so ist, wenn man in Mariazell glücklich angekommen ist, die ganze heilige Familie vereint.

Zielgruppe

Wanderer, Wallfahrer, kulturell und geschichtlich interessierte Personen

Botschaft

Die Wallfahrtsstrecke nach Mariazell führt direkt durch Annaberg und stellt für viele Pilger eine wichtige Etappe dar.

Quelle

verfasst von Claudia Kubelka, Annaberg