Ostern und Glock'n

Aus Landschaftsgeschichten
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Waun's ba de Glock'n wos hot,
des is net guat oi'weu' g'rod'.
So hot sa se' zuatrog'n in 2018er Joah' in da Ostazeit,
Gebetleit'n tuat 's net,
des is' goa' koa' Freid!
Mia losst se' do an' Fochmau' kemma',
dea' muass uns des unta de Lup'n nehma,
doch der guate Maun stö't fest,
dass do iagendwea aum Werk'l is g'west.
Es hot wos net passt mit an' Droht,
dass koa' Strom za de Glock'n kemma is', woa' de Not:
Des woa' daun in drei Stund'n g'richt,
solaung hot s' dau't, de G'schicht.
A Wocha nochhea', mia' wia'd baung:
geb'n de Glock'n mit da Automatik goa' koan' Klaung?
Es steht de Turmuah', und oi's is' aus,
und d' Leit, de motsch'gan: es is' a Graus.
De Glock'n fliag'n drei Tog' z'friah foa't,
so san s' aum Dienstog in da Friah schau' in Rom doa't.
Mia hoffan, dass s' za Osta'n wieda kemman,
auf d' Glock'n hau'm ma schau' a recht's Sehnen.
Fia' g'wehnlich san' jo olle Glock'n do,
de Magdalenaglock'n is' mit 183 Kila da Floh.
Des is' de, de wos fia d' Waundlung g'heat,
de braucht ma oi's Tot'nglock'n und Züg'nglöck'l hot s' in Wert.
De Marienglock'n, de g'heat zan Gebetleit'n,
mit iah'ne dreihunda't Kila hea't ma s' schei' va' da' Weit'n.
Zan Aungstleit'n aum Dunna'stog,
do braucht ma de Familienglock'n mit si'mhunda'tochz'g Kila, goa koa Frog'.
De Glock'n va da Dreifaltigkeit,
mit üwa' tausn'd Kila, braucht ma fia Traua' und fia d' Freid.
Mia leit' a' zan Evangelium gaunz fest,
ban Begräbnis und ba jed'n Hochfest.
De Familienglock'n hot g'leit an' jed'n Tog,
um ö'fi, dass de Kechin wos fia z' Mittog g'mocht hot.
Popst Johann dea 22zigste hot ei'g'fiah't 's G'leit' fia 'n Feia'ob'nd,
des hot in 12. Joah'hundat schau g'rod'n,
drei Ave Maria hot ma do 'bet',
'boi' de Sunn' schau' unta'geht.
'S Gebetleit'n tuat erscht späta wer'n,
des kau' ma in da Friah, z' Mittog und aum Obend hea'n,
und aum Dunna'stog auf d' Nocht,
is' des Aungstleit'n, mit da nextn Glock'n danoch.
De Sterbeglock'n woa' ban Va'sehgaung,
und 'kennt hot ma, wea' g'stoa'b'n is', aum Glock'nklaung.
A Biaglock'n, de gibt 's in da Weanastodt oi'moi',
hot d' Bieringarin amoi' g'leit't, hot 's g'hoaß'n, dass ma nix meah' tringa soi'.
Fia' de extra Feia', Wetta, Öfi-Leitarei
hot da Mesna g'kriagt a poa' Goa'm Troad und a poa' Schewa Hei.
In da Kriagszeit woa'n a' de Glock'n g'frogt sodaun,
wia 's koa' Eis'n g'hobt mea hau'm.
1916 wean de Glock'n owag'haut,
1942 hot ma s' liawa mit 'n Säu' daun 'tau',
des is' fia' so maunche Pfoa' a Glick g'west,
und so maunche Glock'n is nu' leitboa' g'west.
De schenst'n Osta'glock'n, des is' woah',
des san de aum Hochoi'toa',
des san de bliarad'n März'nbecha, o wia schei',
so kaun a' guat und liab da Fried'n sei'.
De hau'm sicha' koa' große Not
und verherrlich'n 'in Herrn und Gott!

Zusatzinfos

  • motschgarn = schimpfen
  • Bieringarin = Bier-Glocke, eine Art "Sperrstunde" anno dazumal, hängt im Heidenturm im Stephansdom
  • Züg'nglöckl = Sterbeglocke (kommt von letzten Atemzügen)
  • G'leit = Geläute der Glocken
  • Gebetleit'n = Gebetläuten
  • Aungstleit'n = zur Errinnerung an die Todesangst des Herrn
  • Va'sehgaung = Versehgang der Priester, bringt die Hostie und gibt die Krankensalbung
  • Goam = Garbe
  • Troad = Getreide, im Waldviertel meist Roggen (hier: als Naturalien)
  • Schewa = Schober
  • Hei = Heu (hier: als Naturalien)
  • Säu' = hier: langes Seil zum Heruntlassen der Glocken
  • leitboa' = läutbar, noch zu läuten
  • Hochoi'toa' = Hochaltar
  • März'nbecha = damit wird in Österreich die gelbe Narzisse oder falsche Narzisse bezeichnet, während man anderswo damit die Frühlingsknotenblume bezeichnet

Quelle: Hans Pichler Hofedl