Mitte der 80er Jahre: Straßenbau in der Losenegg

Aus Landschaftsgeschichten
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Blick über die Losenegg Richtung Ort, alter Straßenverlauf. Quelle: Archiv Franz Pöchlinger, Sammlung alter Ansichtskarten aus St. Oswald
Blick über die Losenegg Richtung Ort, alter Straßenverlauf. Quelle: Archiv Franz Pöchlinger, Sammlung alter Ansichtskarten aus St. Oswald
Motorradfahrer auf der alten Sandstraße. Quelle: Archiv Franz Pöchlinger, Sammlung alter Ansichtskarten aus St. Oswald


G‘schichtl

Das Haus Hinterberger ist ein Bergbauernhof, der höchstgelegene hier in der Losenegg, gute zwei Kilometer nördlich von St. Oswald. Das stattliche Anwesen liegt an der Landesstraße nach Dorfstetten an einem sonnigen Hang, umgeben von Grünland und dahinter Wald, der hier in den letzten Jahrzehnten immer näher an die Höfe herangerückt ist. Einen halben Kilometer weiter, die Straße hinauf, gibt es noch zwei Häuser, dann kilometerweit nur Wald.

Im St. Oswalder Ortskalender für das Jahr 2017 findet sich beim Monat April eine alte Ansichtskarte aus der Losenegg, man erkennt darauf unter anderem die alte Straße recht gut. Bauer Leopold erzählt vom Straßenbau: die Landesstraße wurde in ihrem heutigen Verlauf erst gegen Mitte der 80er-Jahre gebaut, davor gab es noch keine asphaltierte Straße von St. Oswald nach Dorfstetten. Die alte Straße ist unterhalb vom Hinterbergerhof, näher am Losenegger Bach verlaufen und war für LKW und Holztransporter gar nicht oder schlecht zu befahren, sie war viel zu kurvig und zu steil. Beim genauen Hinsehen kann man sie von oben noch erkennen. Beim Bau der neuen Straße, die nun oberhalb des Hinterbergerhofes verläuft, wurde auch gleich die Landschaft mit verändert: eine Menge von Stoakobln sind vom Bagger weggeräumt und gleich für die Trassierung verwendet worden. Das war damals ganz im Sinn der Bauern, die ihre Wiesen und Felder dann leichter maschinell bearbeiten konnten. In den 70er-Jahren hat man in der Gegend viel Grünland aufgeforstet. Weideflächen, die man nicht mehr bearbeiten wollte oder konnte, die unrentabel waren, sind mittlerweile zu 40-jährigen Fichtenbeständen geworden. Auch einige Wacholderstauden auf oder neben Granitrestlingen erzählen von der alten Weidewirtschaft. Ein sehr alter und mächtiger Wacholder hat sich einen schönen Platz bei einem Granitblock mitten auf der steilsten Wiese erobert. Leopold erzählt, dass es auch oberhalb auf 800 m Höhe bis in die 70er-Jahre Hausäcker gegeben hat, dann wurden sie aufgelassen und aufgeforstet, genauso wie Teile des Hauswiesenmoores.

Zielgruppe

alle an der Gegend interessierten Menschen

Broschüre: "ab 14 Jahren"

Anwendung: ganzjährig

Botschaft

Aus den alten Fotos und den zugehörigen Geschichten der Bauernfamilie lässt sich viel über die Veränderungen der Landschaft herauslesen: der Wald- und auch der Grünlandanteil sind stark gestiegen, viele Restlinge und Stoakobln sind aus den Wiesen verschwunden. Straßen wurden ausgebaut und asphaltiert.

Zusatz-Info

  • Die Streusiedlung Loseneggeramt erstreckt sich im Norden des Gemeindegebiets von St. Oswald entlang des Loseneggerbaches rund um den Burgsteinberg bis ins Tal der kleinen Ysper und wird von den südlichen Ausläufern des Weinsberger Waldes begrenzt.
  • Stoakobl (Steinkobel): überwachsene Steinhaufen und Granitrestlinge in der Wiese
  • In diesen Waldgebieten gibt es große Mengen an Heidelbeersträuchern, die von der früheren Nutzung als Weideflächen herrühren. Vor zirka 60 Jahren fuhren Heidelbeerpflücker mit den Fahrrädern aus der Umgebung von Amstetten mit zwei Eimern in der Früh in die Losenegg, rund um den Pireitsteiner-Hof, zum Heidelbeerbrocken [Hoawa Broka] und am Nachmittag wieder zurück. Dies wurde mir aus der Amstettner Gegend vor zirka 45 Jahren erzählt. (Anmerkung von Hans Pichler, Hofedl)

Quelle

Familie Schopf aus der Losenegg, Hausname: Hinterberger, Gemeinde St. Oswald im Yspertal

Verfasst von: Gerda Wolf