Mist - mein Nest zerbricht!

Aus Landschaftsgeschichten
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G'schichtl

Alte Bauernsprüche schön und gut: aber wo und unter welchen Bedingungen nisten denn die Schwalben in und am Haus? Unseren Dorfschwalben mangelt es heute vielerorts an Nistmaterial: Sowohl der v.a. Außen unter Dachtraufen und Giebeln brütenden Mehlschwalbe, als auch der überwiegend - aber nicht immer- im Inneren, in Ställen, Söllern, Hausfluren, Garagen usw. brütenden Rauchschwalbe. Denn die bis weit über 1000 lehmigen, feuchten Erdklümpchen, die mit Speichel vermischt die viertel- (Rauchschwalbe) bis halbkugeligen (Mehlschwalbe) Nestgerüste bilden und oft frei an Wänden und Balken kleben sollen, sind nicht leicht aufzutreiben. Zuviel Asphalt und Beton überzieht selbst Hinterhöfe und Feldwege, zu viele kleine, lehmige Feuchtstellen sind vielerorts trocken gelegt. So summieren sich bei manchen Schwalben die für den Nestbau nötigen bis 1000 Zubringerflüge auf mitunter mehr als 200 Kilometer Wegstrecke.

Bei akutem Mangel an Baumaterial aber hängt der Haussegen „ öfters schief“, bauen Schwalben in der Not mit Mist - Mist. Schon vor 30 Jahren haben wir in Tirol festgestellt, dass v.a. Rauchschwalben in Mangelsituationen häufig Nester aus Rindermist, manchmal auch aus brüchiger Gartenerde bauen. Diese Nester sind nicht nur deutlich kleiner, bieten also den Jungen weniger Platz, sondern auch thermisch ungünstiger und fallen bei Erschütterungen leichter ab. Letzteres betrifft besonders auch schlecht und mit zu wenig lehmig-bindendem Material gebaute Mehlschwalbennester. Vom Schwerverkehr durch Dorfstraßen werden sie häufig bis „ins Mark erschüttet“! Schon etwas Sickerwasser aus dem Gartenschlauch kann da auf lehmigen Rohböden Wunder wirken und Abhilfe schaffen.

So leicht kann es manchmal sein, das Glück im Haus einziehen zu lassen!

Zusatz-Info

Hinweis auf andere Fördermöglichkeiten (z.B. Schwalbennester der Fa. Schwegler; Hinweis auf Bedeutung auch kleiner Feuchtstellen in der Feldflur und um Gehöfte).

Quelle

verfasst von Armin Landmann (AviWiki)

  • Gättiker, E. & L. Gättiker (1989). Die Vögel im Volksglauben. Aula, Wiesbaden
  • Glutz von Blotzheim, U.N & K.M Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas Bd 10, 1985, Aula
  • Landmann, C. & A. Landmann (1978): Anz. orn. Ges. Bayern 17: 247-265.