Kuhtritte am Rauhen Kamm

Aus Landschaftsgeschichten
Zur Navigation springen Zur Suche springen

G´schichtl

Die meisten Bergsteiger, die über den Rauhen Kamm auf den Ötscher gehen, sind ja Gipfelstürmer und bekommen von der Vielfalt der Natur meist nichts mit. Daher kennen auch nur wenige die "Hufabdrücke", die an einigen wenigen Stellen am Rauhen Kamm zu sehen sind. Wie kommen die Hufabrücke von Rindern auf den Rauhen Kamm?

Es war vor über 200 Millionen Jahren, damals war vom Ötscher noch keine Spur. Es war in einer flachen subtropischen Meereslagune, als die Grundbestandteile des Dachsteinkalkes, aus dem der Ötscher aufgebaut ist, abgelagert wurden. Nicht etwa, dass damals Rinder durch die Meereswellen stampften. Die gab es nämlich damals auch noch nicht. Aber unter all den feinen Resten von Kalkschalen und Kalkschlamm kamen auch einige noch ziemlich intakte Schalen von sehr großen Muscheln zu liegen.

Diese Muschelschalen wurden als Ganzes oft in Lebensstellung im Kalksediment versteinert und sind, im Querschnitt nach Verwitterung freigelegt, als Fossilien oft einem Hufabdruck ähnelnd an der Gesteinsoberfläche zu sehen. Am Ötscher gibt es einige wenige Stellen, an denen man diese "Hufabdrücke" finden kann.

Zielgruppe

Geologen, Ötscher-Bergsteiger

Botschaft

Auch im dichten gebankten Dachsteinkalk kann man Makrofossilien finden.

Zusatz-Info

Es handelt sich um Megalodonten, eine Gruppe von Riesenmuscheln aus der Obertrias. Diese Muscheln besiedelten flache, warme Meere, oft am Rande von Riffen. Sie lebten wahrscheinlich eingegraben im Sediment, daher sind sie sehr häufig in Lebensstellung im Gestein eingebettet. Die Megalodonten sind typische Fossilien im Bankkalk und werden im Volksmund als Kuhtritte bezeichnet, weil die beiden Schalen noch beisammen liegen und an der Gesteinsoberfläche einen hufartigen oder herzförmigen Querschnitt zeigen.

Diese Versteinerungen wurden auch als Spuren der Wilden Jagd oder als Fußspuren der Wildfrauen gedeutet und galten als Abwehrzauber gegen das Böse, weshalb sie oft als Fundamentsteine verwendet wurden.

Quelle

Verfasst von Peter Neuhauser

Thenius, Erich: Niederösterreich im Wandel der Zeiten. Wien 1983