Gelebtes Brauchtum vor und zu Ostern in St.Oswald

Aus Landschaftsgeschichten
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G´schichtl

Sowohl kulturelles als auch kirchliches Brauchtum ist in den verschiedensten Regionen von langjähriger Tradition geprägt und wird sehr individuell begangen. Selbst in unserer Pfarre sind unterschiedliche Merkmale zu erkennen. Schon in einer kleinen Personengruppe hatten wir, so kurz nach Ostern die familiären Gepflogenheiten ausgetauscht und sind zur Erkenntnis gekommen, dass vermutlich durch Einheirat aus verschiedenen Gemeinden, die aus der Herkunftsfamilie praktizierten Versionen diese Unterschiede vom Brauchtum bewirken. Ich denke, es ist wert, einige dieser Besonderheiten niederzuschreiben.

Beginnend am Palmsonntag findet die Weihe der Palmbesen und -zweige beim „Kreuzstöckl“ am Ortsende statt. Besonders erfreulich ist, dass die Gruppen vom Kindergarten, die Volksschulkinder, sämtliche im kirchlichen Bereich tätigen Personen, sowie eine große Schar von jungen und älteren Gläubigen an der feierlichen Palmprozession teilnehmen. Die geweihten Palmbesen oder Zweige finden dann in den Häusern im Herrgottswinkel ihren fixen Platz. Jene vom Vorjahr werden am Morgen des Schutzpatrons des Hl. Florian zum Unterzünden im Küchenherd verwendet.

Generell stellen die Eier zu Ostern ein uraltes, christliches Symbol für die Auferstehung dar. An zwei Tagen der Karwoche spielen diese eine wesentliche Rolle. So wird in manchen Familien das erste, frühmorgens gelegte Hühnerei vom Gründonnerstag, und ebenso vom Karfreitag, welches sogleich schwarz bemalt wird, für die Speisenweihe reserviert. Die Speisenweihe findet nach der Auferstehungsfeier am Karsamstag, bzw. auch nach dem kirchlichen Hochamt am Ostersonntag statt. Das geweihte Ei vom Gründonnerstag ist zum Verzehren vorgesehen, jenes vom Karfreitag wird hingegen im Feld von Brotgetreide, meist Roggen, in der Erde vergraben. Die Bedeutung dieser Vorgangsweise geht vermutlich in symbolische Richtung und soll Schutz vor Unwetter und Segen für eine ertragreiche Ernte sein.

Weit häufiger ist das Brauchtum mit dem so genannten „Brandstecken“. Dieser ist ein Stück Holz aus Haselnuss, ca. 30-40 cm lang, einem Durchmesser von 4-5 Zentimeter und an einer Stirnseite kreuzweise eingeschnitten. Die Einschnitte sind mit kleinen Holzkeilen fixiert und daher nicht zu übersehen. Sogleich nach der Feuerweihe am Karsamstag werden von den Gläubigen die mitgebrachten „Brandstecken“ in dem geweihten Feuer an der Stelle des Kreuzeinschnittes angekohlt. Dieser wurde dann am Ostersonntag mit einigen geweihten Palmzweigen an einem Stock gebunden, dazu ein witterungsfestes „Sackerl“ befestigt, indem sich die Schalen von den geweihten Eiern und der Knochen des geweihten Schulterfleisches befinden, und so in das Roggenfeld gestellt. Dort blieb der Stecken bis zum Kornschneiden stehen.

Zielgruppe

Alle

Botschaft

Der Umgang mit Brotgetreide wurde bei unseren Vorfahren mit besonderer Sorgfalt und Ehrfurcht gehandhabt, denn Korn war gleichsam Brot; und Brot war wiederum Nahrung für Körper und Seele. Daher auch das berechtigte Zitat: „Hartes Brot ist nicht hart – kein Brot das ist hart.“

Zusatz-Info

Durch die Mechanisierung in der Landwirtschaft und Umstrukturierung in andere Betriebszweige wurde meist eine neue Variante für den Standplatz vom „Brandstecken“ gewählt.

Quelle

Rosemarie Pöcksteiner, St. Oswald, Yspertal