Gefiederte Wächter im Stiftsgarten Admont

Aus Landschaftsgeschichten
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G'schichtl

Folgende wahre Geschichte hat sich Anfang Mai, 2006, im Stiftsgarten Admont zugetragen:

Nach einem ausgiebigen Besuch des Stiftes Admont mit meiner kulturinteressierten Freundin, war eine zünftige Jause im sonnendurchfluteten und angenehm warmen Stiftsgarten angesagt. Das Vogelkonzert um mich herum stimmte mich fröhlich und erwartungsvoll. In den Baumkronen schimpften und schwatzten die Wacholderdrosseln vergnügt. Hoch oben in den Lüften kreisten mit lauten "Srisri-Rufen", die erst vor kurzem aus Afrika zurückgekehrten Mauersegler – in Admont gibt es genügend Ritzen und Nischen an alten Gemäuern, wo sich ihre dürftigen Nester befinden.

Mit einem Schlag war es mit der Frühlingsidylle vorbei: Ein Turmfalke landete mit seiner Beute auf der Wiese keine 60m von uns entfernt. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, denn es war ein Mauersegler! Rotkehlchen und Amsel machte mit ihren Alarmrufen auf den Eindringling aufmerksam. Nun aber herrschte Einigkeit unter den Wacholderdrosseln: mit lauten und knarrenden "Trrrt-Trrrt-Rufen" wurde ein Angriff auf den Greifvogel gestartet. Der Turmfalke war völlig überrumpelt und ließ seine Beute los, um in Windeseile das Weite zu suchen.

Meiner Freundin und mir blieb der Atem stehen. Ich stürmte zu dem leblos aussehenden Mauersegler, doch wie ein Wunder war er am Leben und kaum verletzt. Er stand aber wohl unter Schock, weil er von meiner Hand nicht losfliegen wollte. Welch einen Mut die Wacholderdrosseln gemeinsam an den Tag gelegt haben! Kein Feind ist ihnen zu mächtig. Der geschwächte Mauersegler kam erst nach einer längeren Erholungsphase zu Kräften: Er hat sich aus seiner Schachtel, die offen und nur kurz unbeaufsichtigt auf dem Tisch vor unserem Quartier stand, in die Lüfte geschwungen, dorthin wo er sich am wohlsten fühlt.

Zielgruppe

Volksschule plus

Botschaft

Beispiele für Gesänge und Rufe, Territorialverhalten, Verteidigungsstrategie, Räuber-Beute-Beziehung

Zusatzinfo

„In ihren Brutrevieren ist diese große Drossel erstaunlich angriffslustig. Eindringlinge werden gemeinsam vertrieben. Dabei werden gelegentlich Krähen, Milane oder Mäusebussarde mit Kot attackiert. Dass diese Abwehrtaktik sehr erfolgreich ist, zeigt sich dadurch, dass Greifvögel gefunden worden sind, deren Gefieder so mit Drosselkot verschmiert war, dass sie nicht mehr fliegen konnten." (Zitat: aus: „Vögel in der Schweiz“, M. Burkhard u. H. Schmid, Schweizerische Vogelwarte Sempach)


Mauersegler können entgegen der herrschenden Meinung auch problemlos vom Boden starten, wenn sie nicht geschwächt sind, wenn eine freie Strecke von 10-12 m vorhanden ist. Sie können auch am Boden laufen und sich sogar 30 cm vom Boden abstoßen. Nur geschwächte Tiere haben damit Probleme und müssen irgendwo hochklettern und sich fallen lassen, um zu starten. Dein Mauersegler war offensichtlich wirklich nur kurzzeitig benommen, aber sonst gesund und konnte so in der Schachtel mit einem Hüpfer und kräftigem Flügelschlag ganz einfach starten. Falls man einen geschwächten Mauersegler findet, oder einen gepflegten Mauersegler frei lässt, sollte man ihn nicht in die Luft werfen (weil man nicht ganz sicher sein kann, ob er auch wirklich wegfliegt), sondern auf einer freien Fläche auf der erhobenen Hand in die Luft halten, am besten noch bei leichtem Wind und warten, ob er starten kann.

Das Ungewöhnliche an der Geschichte: Wie kann der Turmfalke den Mauersegler erwischt haben? Mauersegler sind extrem wendige Flieger, der Turmfalke schlägt vor allem Mäuse und Spatzen (Stadt) am Boden.

Quelle

Original von Hella Chambers