Gänse, Blümchen und die Liesl

Aus Landschaftsgeschichten
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G´schichtl

In einem Tal in den Bergen gab es einmal einen kleinen Bauernhof. Wie früher üblich, lebte dort eine bunte Schar an Tieren: zwei Pferde, ein paar Schafe, ein paar Schweine, ein paar Ziegen, mehrere Hühner und einige Gänse. Alle durften die Freiheit genießen und auf den saftigen, grünen Wiesen weiden. Die weißen Gänse weideten am liebsten auf den weitläufigen Wiesen rund um den Hof, dort fühlten sie sich geborgen. Nachts überkam sie aber die Angst, denn die listigen Füchse hatten es ganz besonders auf sie abgesehen - so stellten sie doch einen ausgiebigen, schmackhaften Happen dar!

Um der Gänseschar auf ihrer Weide Tag und Nacht Schutz und Geborgenheit zu bieten, gab es auf jedem Hof eine Gänsemagd, die Gänseliesl. Die Gänse wussten ihre Liesl zu schätzen, denn bei ihrer Anwesenheit trauten sich die Füchse nicht näher heran. Eines Tages bemerkte der Ganter die Liesl zusammengesunken in der Wiese, tränenüberströmt. Er watschelte zu ihr hinüber, richtete sich vor ihr auf und fragte sie vorsichtig und mitfühlend: „Liesl, warum weinst du denn so bitterlich?“. Da schaute die traurige Liesl auf und erwiderte: „Am Sonntag ist Kirtag, wo sich das ganze Dorf versammeln wird. Alle, nur ich nicht. Sieh mein schäbiges Kleid an, mit diesem Kleid kann ich den Kirtag nicht besuchen…“

Der Ganter verstand sofort, warf ihr einen vertrauensvollen Blick zu und watschelte auf die Wiesen, wo er seine Gänsedamen um sich versammelte. Er bat sie um Hilfe. So machten sich die weißen Gänse auf den Weg, waren sodann in der ganzen Wiese verstreut und sammelten kleine, weiße Blumen. Diese flochten sie in das schäbige Kleid der Gänseliesl, bis es von oben bis unten mit Blumen bedeckt war und in weißer Blütenpracht erstrahlte. „So kannst du nun auf den Kirtag gehen und mit dem Dorf feiern!“, sagten sie.

Liesl strahlte über das ganze Gesicht! Und auch der liebe Gott bemerkte die gute Tat! Seitdem tragen die kleinen, weißen Blumen als Dank den Namen „Gänseblümchen“ und erstrahlen ganz besonders im März und Oktober in vollster Blütenpracht.

Zielgruppe

Kinder, aber auch junggebliebene Erwachsene

Botschaft

Um die Namensherkunft des Gänseblümchens ranken sich viele Geschichten. Das ist eine davon!

Zusatz-Info

Ganter = männliche Gans

Das Gänseblümchen nützt schon früh nach dem Winter die ersten Sonnenstrahlen. Es gilt als Frühlingsbote. Nach einem alten Sprichwort ist der Frühling da, sobald man mit einem Fuß sieben Gänseblümchen abdeckt!

Da diese Blume fast das ganze Jahr über blüht, hat es einen klingenden, lateinischen Namen erhalten: Bellis perennis: die Immerschöne. Aber das Gänseblümchen ist nicht nur hübsch, sondern auch hilfreich! In der Homöopathie werden seine Inhaltsstoffe gegen Verletzungen und blaue Flecken verwendet. Man erzählt sich, dass diese Pflanze vom Jesuskind für seine Mutter aus Leinenflecken zusammengenäht wurde. Ganz zum Schluss stach sich das Jesuskind in den Finger. Auf der Unterseite der Zungenblüten hat das Gänseblümchen auch heute noch blutrote Streifen…

Quelle

Nach einer Geschichte von Miriam Wiegele

Nacherzählt von Dagmar Wallner, verfasst von Christina Nagl