Ein Schulgang im Winter

Aus Landschaftsgeschichten
Version vom 17. Jänner 2018, 00:54 Uhr von Chrissi N (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „== G’schichtl == Ich, Hubert Spielbichler, besuchte in den Jahren 1954 - 1958 die Volksschule in Neuhaus, Gemeinde Gaming. Da ich zu dieser Zeit bei meinen G…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

G’schichtl

Ich, Hubert Spielbichler, besuchte in den Jahren 1954 - 1958 die Volksschule in Neuhaus, Gemeinde Gaming. Da ich zu dieser Zeit bei meinen Großeltern in Taschelbach wohnte, gingen wir Schulkinder täglich die drei Kilometer zu Fuß nach Neuhaus. Im Sommer dauerte der Heimweg gerne mal etwas länger, denn wir machten viele Pausen zum Spielen, Fischen oder sogar zum Hausaufgaben machen und nicht nur einmal vergaßen wir dabei unsere Schultaschen, die dann gemeinsam mit Oma gesucht werden mussten.

Ein Winterschultag im tiefen Schnee war eine große Herausforderung! Wir Taschelbacher Kinder trafen uns beim "Maier", denn von dort wateten zwei der "oidn Mauna" (meist unsere Großväter) im Voraus durch den tiefen Schnee und wir Kinder (ca. 20) im Entenmarsch hinterher. Abgeschlossen wurde unsere Reihe durch einen letzten Erwachsenen. Sehr oft hat es dabei geschneit und der kalte Wind blies uns um die Ohren. Der Marsch bis nach Neuhaus dauerte über eine Stunde und es war immer noch finster...

Damals gab es zu dieser Zeit ein Gasthaus neben der Schule. Dort, in der warmen Stube, wurden uns die nassen Kleider ausgezogen, denn jeder Schüler hatte dort ein trockenes Ersatzgewand. Zum Aufwärmen gab es dann immer Tee oder Kakao mit Milchbrot. Und wenn wir besonders viel Glück hatten, gab es unser Milchbrot sogar mit "Weinbeerln". In der Zwischenzeit schaufelten uns die Männer einen Weg zum Schulhaus.

Nach ein paar Stunden Unterricht, ging es wieder zurück ins Gasthaus zum Umziehen und auch eine Wegstärkung aus Grünerbsensuppe mit Brot stand bereit. Im Finstern zur Schule, im Finstern nach Hause...

Doch etwas war uns sehr recht: durch die hohe Schneelage brauchten wir keine Schultaschen zu tragen und hatten somit keine Hausaufgaben. Mein ganzes Leben lang werde ich meine besondere Schulzeit in Neuhaus nicht vergessen. Auch, weil wir Neuhauser Schüler ja "Hochschüler" waren. Warum? Neuhaus hatte zu dieser Zeit die höchstgelegenste Volksschule in Niederösterreich.


Ein großer Dank gilt der Familie Rothschild, die uns Schulkinder immer besonders unterstützt haben.

Quelle

Hubert Spielbichler, Mitterbach am Erlaufsee