Die wirtschaftliche und soziale Lage im 19. Jahrhundert in St.Oswald

Aus Landschaftsgeschichten
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G'schichtl

Besonders der ländliche Bevölkerungsraum war in dieser Zeit für viele Menschen von Notständen geprägt. Betroffen waren vor allem Familien, die Schicksalsschläge hinnehmen mussten, aber ebenso kinderreiche Familien von Arbeitnehmern und Kleinhäuslern, bei denen das finanzielle Einkommen oftmals nicht ausreichte, um alle versorgen zu können. Aufgrund dieser damaligen Situation wurden Kinder aus ärmlichen Verhältnissen bei Zieheltern, meist Bauern groß gezogen, und dienten dort als „Halterbub“ oder zu sonstigen individuellen Arbeiten.

Aber genau so gab es in dieser Zeit auch einzelne Bauern, die es mit viel Glück, Fleiß und Sparsamkeit zu einem ansehnlichen Vermögen gebracht hatten. Finanzkräftige Persönlichkeiten blieben in der Region nicht verborgen und wurden freiwillig zum privaten Verleiher von diversen Geldbeträgen, bevor im Jahre 1889 ein eigenständiges Geldinstitut von Raiffeisen in St.Oswald gegründet wurde.

In den schriftlichen Aufzeichnungen von privaten Geldverleihungen, die nachweislich aus dieser Zeit stammen, ist beim Namen des Schuldners häufig die zusätzliche Ergänzung „dessen Weib“ vermerkt.

Die letzten Eintragungen sind aus dem Jahre 1888 ersichtlich. Die Vorteile des neu gegründeten örtlichen Bankwesens hatten offensichtlich Fuß gefasst. Die Angaben der Geldbeträge sind in „Gulden“, der damaligen Währung, angeführt. Ob die Unterschrift der Schuldner an den Geldverleiher bewusst oder aufgrund von Analphabetismus in der „drei Kreuzerl“-Version geleistet wurde, bleibt völlig dahingestellt.

Zusatzinfo

Halterbub = Aufsicht der Tiere, meistens Rinder auf der Weide

Quellen

Rosemarie Pöcksteiner