Die brütige Wachtel

Aus Landschaftsgeschichten
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G´schichtl

Bei der Heuernte, es war in den 1990er Jahren, mähte ich ein Gelege frei. Die Eier waren kaum halb so groß wie jene vom Fasan. Mit dieser Beobachtung ging ich zu meinem Nachbarn, einem erfahrenen Jäger und Naturliebhaber. Das ist ein Wachtelnest bekundete er erfreut. Nimm einen alten Fasslreif und geh sofort hin, bevor die Krähen kommen. Und er gab mir noch weitere Instruktionen. Gesagt, getan! Unter den Zwetschkenbäumen liegen immer dürre Äste, diese nahm ich und legte sie rund um das Nest. Darüber den Fasslreif. Das mögen die Krähen gar nicht. Dann noch etwas Grünfutter darüber, so war das Nest geschützt. „Wanns bruadi is, daun sitzt si si glei wida drauf“, hat er mir gesagt. Als ich eine halbe Stunde später wieder vorbeikam, machte ich eine erfreuliche Entdeckung. Ich steckte meinen Kopf ganz vorsichtig zwischen den Ästen durch, und sie da, 40 cm vor meinen Augen saß die Wachtel auf dem Gelege, und lief nicht weg! Das musste ich natürlich meinem Nachbarn sofort erzählen. Er sagte: „Wanns so bruadi is, dann schlupfans heit nu aus“. Tatsächlich, am halben Nachmittag maschierten die jungen Wachteln mit ihrer Mutter zum nahegelegenen Bach. Welch eine Freude für mich.

Zielgruppe

Alle, Bauern, Vogelkundler, Jäger

Botschaft

Nicht oft haben solche Tiere so viel Glück. Man darf ihnen aber auch eine Chance zu Überleben geben.

Zusatz-Info

  • Wanns bruadi is bedeutet: Sie ist sehr brütig, sie will das Werk unbedingt vollenden.
  • Wachteln sind Bodenbrüter und Nestflüchter

Quelle

Original von Franz Höbarth