Die Heuernte im Ötschergebiet

Aus Landschaftsgeschichten
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zusammenrechen des Heus zu Riedel (Reihen aus Heu). Foto: H. Pfeffer
Oadrahn ("Andrehen"): Heubinkl um den Hiefler drehen. Foto: H. Pfeffer
„Aufschlagen“:Heubinkel mit der Gabel über der Hieflerspitz auf den Hiefler heben. Foto: H. Pfeffer
Fertiger Hiefler (Hüfla). Foto: H. Pfeffer

G’schichtl

Die vorrangige Landnutzung im Ötschergebiet ist seit Beginn der Besiedlung die Landwirtschaft und da vor allem die Viehzucht und Milch – und Weidewirtschaft.

Dazu brauchte man neben Weideflächen oder Almen für das Vieh im Sommer hauptsächlich Mähwiesen, um Futtervorräte (Heu und Grummet) für den Winter einlagern zu können.

Die Heugewinnung erfolgte bis vor wenigen Jahrzehnten nach der uralten Methode und in der spielt der „Hiefler“ – Hüfla – eine entscheidende Rolle.

Bei der herkömmlichen Heuernte braucht man mindestens „drei Sonnen“ (sonnige Tage), um das Heu zu trocken und in guter Qualität vom Boden weg in den Stadel einbringen zu können.

Ein Nasswerden im fortgeschrittenen Trocknungsprozess (durch Regen) vermindert die Qualität bis zur völligen Verderbnis bei längeren Regenperioden.

Fast trockenes Heu auf den Hiefler gebracht, „ist fast im Stadel“. Es ist weg vom Boden, trocknet am Hiefler weiter und übersteht feuchte Perioden. Passt dann das Wetter, d.h. ein sonniger Tag mit trockem Boden, wird das Heu entweder direkt vom Hiefler eingebracht oder noch einmal kurz „angestreut„ und dann eingefahren.

Ablauf:

1. Tag:

Morgens oder am Vortag abends mähen – dann „anstreuen“, Gras aufgelockert auf der Fläche mit der Gabel verteilen.

Nachmittag: „überdrahn“ – das bereits angetrocknete Gras (jetzt Heu) mit Rechen wenden.

Abends zusammenziehen – gegen Nachttau - auf grobe Riedel (Reihen) zusammenrechen - bereits alles in Richtung der Hieflerlinie.

2. Tag:

Vormittag , wenn der Boden aufgetrocknet ist, anstreuen.

Mittags überdrehen.

Am Nachmittag je nach Trockenheit auf Riedel (Reihen) zusammenrechen.

Dann, je nach Heumenge, in gewissem Abstand Hiefler in Linie setzen (Loch mit „Hieflerstesser“ - eine Eisenstange mit vorne Verdickung - vorbereiten).

„Andrehen“ – oadrahn - eigentlich Frauenarbeit (da geschickter) - Heubinkel um den Hiefler wickeln (bis knapp unter den obersten Zurken) – dann mit der Gabel „aufschlagen“ – Heubinkel mit der Gabel über der Hieflerspitz auf den Hiefler heben (Männerarbeit – wegen der Kraft). Dann Hiefler „schneuzen“ – mit Gabel oder Rechen loses Heu abkämmen – fertig ist der Hiefler!

Zielgruppe

Naturinteressierte, Landwirte, Volkskundler

Broschüre: "ab 14 Jahren"

Anwendung: Sommer

Botschaft

Die Heuernte in der Ötscherregion durchläuft mehrere Arbeitsschritte und ist über die Jahre perfektioniert worden.

Zusatz-Info

Mittlere Bauernhäuser hatten mehrere hundert Hiefler (bis zu 600) und die standen auch fast alle auf den Wiesen.

Der Hiefler ist eigentlich der Wipfel einer Fichte, der beim Schlägern als Nebenprodukt anfällt. Geeignete Wipfel werden bis auf kleine Aststücke (Zurken) entastet, oben und unten angespitzt und entrindet.

Die Bauern machten sich ihre Hiefler selber oder das „Hiefla–Mocha“ war auch ein Nebenverdienst für die Holzknechte.

Als Grummet wird das Heu vom zweiten oder dritten Schnitt des Jahres bezeichnet. Es ist eiweißreicher und braucht länger zum Trocknen. Vermutlich ist das Wort aus dem Althochdeutschen hergeleitet (Gro-Mahd), wobei die indoeuropäische Silbe "gra(n)" / "gro(n)" ursprünglich einfach nur "wachsen" bedeutet, davon ist dann sowohl das Gras abgeleitet als auch lateinisch granum bzw. englisch grain (Korn, Getreide), die Granne (Borste am Getreide) und die Farbe grün.

Quelle

Heribert Pfeffer