Die Härte von Burg Hartenstein

Aus Landschaftsgeschichten
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Burg Hartenstein

G'schichtl

Im Tal der Kleinen Krems thront die wehrhafte Burg schon über 900 Jahre erhaben auf ihrem Burgfelsen. Die genaue Gründungsgeschichte ist nicht bekannt, angeblich ließ sie im 12. Jhdt. Heinrich von Hertensteine erbauen, ein Spross aus dem Geschlecht der Kuenringer. Zahlreiche Besitzer wechselten sich hier ab, bauten neue Trakte dazu und passten die Gebäude der Nutzung durch den jeweiligen Besitzer an. Dass ältere Teile mittlerweile zur Ruine wurden, liegt daran, dass man für sie keine Verwendung mehr hatte, etwa als Getreidespeicher oder Zuflucht vor Feinden. Auch die Schweden belagerten zu Ende des Dreißigjährigen Krieges die Burg, konnten sie jedoch nicht einnehmen. Der Sage nach liegt das am Wein, den man beim Bau dem Mörtel beimengte. Das Mauerwerk wurde dadurch hart wie Stein, so soll angeblich auch der Name entstanden sein. Die benachbarten Burgen Dürnstein und Hohenstein wurden nur mit Wasser, bzw. Essig gebaut. Wegen dem "minderwertigen" Mörtel konnten diese Burgen teilweise zerstört und erobert werden.

Eine glaubwürdigere Version der Namensgebung findet sich in der Situierung der Burg auf einem etwa 30 m hohen, fast senkrecht zum Fluss abfallenden schwarzen Amphibolitfelsen. Dieses Gestein ist sehr fest, daher hielt es hier am Prallufer über Jahrtausende der Abtragung durch die Kleine Krems stand. Der Fluss umrundet den Burgfels an drei Seiten und bildete so eine äußerst effektive natürliche Schanzanlage aus hartem Stein.

Zielgruppe

geschichtlich und geologisch interessierte Personen

Broschüre: "ab 14 Jahren"

Anwendung: ganzjährig

Botschaft

Siedlungs- und Flurnamen orientieren sich häufig an landschaftlichen Charakteristika - die Menschen früher beobachteten die Natur viel aufmerksamer und es fielen ihnen Aussehen und Nutzbarkeit von Merkmalen sehr deutlich ins Auge.

Zusatz-Info

Broschüre:

Die im südwestlichen Waldviertel zutagetretenden Gesteine wurden im Erdaltertum (Paläozoikum, also lang vor den Alpen) im Zuge einer komplizierten Gebirgsbildung in mehreren Gesteinsdecken übereinander geschoben. Dabei wurden bei der Kollision zweier Mikrokontinente am Südrand des alten Europa Basalte eines uralten Ozeanbodens zwischen kontinentale Kruste (heute Gneise und Schiefer) eingequetscht und metamorph überprägt - sie wurden zu Amphiboliten.


Amphibole sind eine Gruppe von dunklen, meist schwarzen kieselsäurearmen ("basischen"), relativ harten (Mohshärte: 5 bis 6) Silikatmineralen. Umwandlungsgesteine (Metamorphite), die zu erheblichem Anteil aus Amphibol-Mineralen aufgebaut sind, nennt man Amphibolite. Meist bestehen sie zusätzlich noch aus Calcium-reichen Feldspäten (Plagioklas). Beispielsweise entstehen Amphibolite tief unter der Erdoberfläche durch Umwandlung von Vulkangesteinen wie Basalten, die bei Gebirgsbildungen in große Tiefe gedrückt wurden und dort hohen Drücken und Temperaturen ausgesetzt wurden. Dabei kristallisieren die Minerale komplett neu und verzahnen sich sehr gut miteinander, sodass das "neue" Gestein sehr fest ("zäh") ist und nur schwer verwittert, wenn es später durch Abtragung des überlagernden Gebirges an die Erdoberfläche gelangt.


Diese "Naht" (Sutur) verläuft heute durch die Wachau, beginnt bei Klein-Pöchlarn, zieht über Leiben nach Aggsbach, quert die Donau, ist zwischen Ruine Aggstein und St.Johann gut am Ostufer als markante Felsbänder erkennbar, quert bei Spitz erneut die Donau, zieht die Buschandlwand hinauf nach Norden, schlägt bei Weinzierl einen Haken nach Westen, schlingt sich zwischen Mühldorf und Kottes um den Trastallberg herum (eine aus tiefer ozeanischer Kruste bestehende Gesteinsmasse, heute als Serpentinit vorliegend) und wendet sich wieder nach Nordosten. Sie folgt nun der Kleinen Krems flussab nach Purkersdorf, formt den oben erwähnten Burgfelsen von Hartenstein sowie die Teufelsrast und den Wotansfelsen an der Großen Krems, ehe sie über Loiwein und Eisengraben den Kamp erreicht.


Da die zu Amphibolt umgewandelten Basalte einen ehemaligen Ozeanboden repräsentieren, sind sie oft mit Marmoren verknüpft, die aus Kalksteinen hervorgegangen sind, die sich auf dem basaltischen Ozeanboden ablagerten. Auch diese Marmore ziehen sich etwa parallel zum Amphibolit-Zug (meist westlich davon) durch das Waldviertel und sind oft verkarstet, das heißt, Oberflächenwasser sickert in Spalten und Höhlen und fließt unterirdisch den Flüssen zu. Nennenswert ist zum Beispiel die Gudenushöhle gleich bei der Burg Hartenstein. Die Marmore wurden häufig als wichtiger Baustoff in Steinbrüchen abgebaut und in Kalköfen verarbeitet (Spitz, Mühldorf, Elsenreith, Marbach, Els, Albrechtsberg, Brunn am Wald, Krumau, Pölla, Brunn an der Wild).

Quelle

Edith Weiß