Der Ameisler: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Landschaftsgeschichten
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Eine Sammelmethode sei hier beschrieben: Zuerst breitet der Ameisler ein großes Leintuch auf einer Wiese aus, in dessen Ecken er Fichtenreisig legt. Anschließend nimmt er einen Getreidesack, in dessen Öffnung ein Sieb angebracht wird und siebt damit behutsam die Ameisen samt ihrer Puppen aus dem restlichen Hügel aus. Sobald der Sack voll ist, wird sein Inhalt auf das Leintuch geleert. Dort packen die Ameisen sofort ihre Puppen und steuern schutzsuchend das in die Ecken platzierte Fichtenreisig an. Währenddessen säubert der Ameisler das Leintuch, schließt den Ameisenbau vorsichtig und nimmt das Reisig mit den Puppen mit nach Hause, wo sie im Ofen getrocknet werden.
 
Eine Sammelmethode sei hier beschrieben: Zuerst breitet der Ameisler ein großes Leintuch auf einer Wiese aus, in dessen Ecken er Fichtenreisig legt. Anschließend nimmt er einen Getreidesack, in dessen Öffnung ein Sieb angebracht wird und siebt damit behutsam die Ameisen samt ihrer Puppen aus dem restlichen Hügel aus. Sobald der Sack voll ist, wird sein Inhalt auf das Leintuch geleert. Dort packen die Ameisen sofort ihre Puppen und steuern schutzsuchend das in die Ecken platzierte Fichtenreisig an. Währenddessen säubert der Ameisler das Leintuch, schließt den Ameisenbau vorsichtig und nimmt das Reisig mit den Puppen mit nach Hause, wo sie im Ofen getrocknet werden.
 
   
 
   
Bei guten Bedingungen konnte der Ameisler diesen Vorgang alle zwei bis drei Wochen wiederholen. Bis zum Herbst hatte er somit nahezu 20 Metzen gesammelt, das entspricht rund 1230 Litern. Für diese Menge bekam er 150 bis 200 Gulden also umgerechnet ca. 1900 bis 2500 Euro. Das Ameiseln ist wohl gleichzeitig mit der Käfigvogelhaltung aufgekommen, denn die getrockneten Puppen wurden an Vogelfutterhändler verkauft, die wiederum die eiweißreiche Nahrung an Vogelhalter verkauften.  
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''Bei guten Bedingungen konnte der Ameisler diesen Vorgang alle zwei bis drei Wochen wiederholen. Bis zum Herbst hatte er somit nahezu 20 Metzen gesammelt, das entspricht rund 1230 Litern. Für diese Menge bekam er 150 bis 200 Gulden also umgerechnet ca. 1900 bis 2500 Euro. Das Ameiseln ist wohl gleichzeitig mit der Käfigvogelhaltung aufgekommen, denn die getrockneten Puppen wurden an Vogelfutterhändler verkauft, die wiederum die eiweißreiche Nahrung an Vogelhalter verkauften.''
  
 
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Die Ameisler waren meistens männliche Personen in Tracht. Die Strümpfe waren dabei meist besonders weit hochgezogen, um Ameisenbissen zu entgehen.
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Die Familie Mozart vermag ebenfalls die Tätigkeit des Ameislers unterstützt haben, denn es wurde eine Rechnung gefunden, die den Kauf von Ameisenpuppen belegt. Das Hause Mozart soll angeblich Kanarienvögel, Rotkehlchen und Grasmücken in Vogelkäfigen gehalten haben. Viele musikalische Werke von Wolfgang Amadeus Mozart wurden von Vogelgesängen inspiriert!
 
Die Familie Mozart vermag ebenfalls die Tätigkeit des Ameislers unterstützt haben, denn es wurde eine Rechnung gefunden, die den Kauf von Ameisenpuppen belegt. Das Hause Mozart soll angeblich Kanarienvögel, Rotkehlchen und Grasmücken in Vogelkäfigen gehalten haben. Viele musikalische Werke von Wolfgang Amadeus Mozart wurden von Vogelgesängen inspiriert!
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''Die Ameisler waren meistens männliche Personen in Tracht. Die Strümpfe waren dabei meist besonders weit hochgezogen, um Ameisenbissen zu entgehen.''
  
 
== Quelle ==
 
== Quelle ==

Aktuelle Version vom 22. Oktober 2017, 18:42 Uhr

Getreidesack mit Sieb zum Ameiseln. Foto: Kulturverein Annaberg/Dr. Groiss
Sieb zum Aussieben der Ameisen und deren Puppen. Foto: Kulturverein Annaberg/Dr. Groiss
Ameisen und Ameisenpuppen am ausgebreiteten Leintuch. Foto: Kulturverein Annaberg/Dr. Groiss
Gesäuberte "Ware". Foto: Kulturverein Annaberg/Dr. Groiss


G´schichtl

Schon vor 155 Jahren bis nach dem 2.Weltkrieg gab es in der Umgebung des Ötschers durch den Handel von Ameisenpuppen als Vogel- und Fischfutter eine zusätzliche Einnahmequelle. Die Sammler der Puppen wurden damals Ameisler genannt. Die Bezahlung bildete ein willkommenes Zubrot für die sonst so kargen Einnahmen. Ihre Kundschaft waren Vogelhändler, die ein bis zwei Mal jährlich aus Wien anreisten, um mit ihnen Verträge abzuschließen.

Die kleine schwarze Ameise, auch bekannt als Formica nigra, bewohnt die Wälder des Hochgebirges und errichtet Hügel, welche durch das Zusammentragen von Nadelholz, Pflanzenteilen und Harz eine Höhe von bis zu 1 m erreichen können. Im Inneren befinden sich die Puppen (= eingesponnene Maden), ein Leckerbissen für die insektenfressenden Singvögel.

Eine Sammelmethode sei hier beschrieben: Zuerst breitet der Ameisler ein großes Leintuch auf einer Wiese aus, in dessen Ecken er Fichtenreisig legt. Anschließend nimmt er einen Getreidesack, in dessen Öffnung ein Sieb angebracht wird und siebt damit behutsam die Ameisen samt ihrer Puppen aus dem restlichen Hügel aus. Sobald der Sack voll ist, wird sein Inhalt auf das Leintuch geleert. Dort packen die Ameisen sofort ihre Puppen und steuern schutzsuchend das in die Ecken platzierte Fichtenreisig an. Währenddessen säubert der Ameisler das Leintuch, schließt den Ameisenbau vorsichtig und nimmt das Reisig mit den Puppen mit nach Hause, wo sie im Ofen getrocknet werden.

Bei guten Bedingungen konnte der Ameisler diesen Vorgang alle zwei bis drei Wochen wiederholen. Bis zum Herbst hatte er somit nahezu 20 Metzen gesammelt, das entspricht rund 1230 Litern. Für diese Menge bekam er 150 bis 200 Gulden also umgerechnet ca. 1900 bis 2500 Euro. Das Ameiseln ist wohl gleichzeitig mit der Käfigvogelhaltung aufgekommen, denn die getrockneten Puppen wurden an Vogelfutterhändler verkauft, die wiederum die eiweißreiche Nahrung an Vogelhalter verkauften.

Zielgruppe

Historisch interessierte Personen, Entomologen, Ornithologen

Broschüre: "ab 14 Jahren"

Anwendung: ganzjährig

Botschaft

Die Puppen der Ameisen sind eine energiereiche, eiweißhaltige Nahrung für Singvögel. Zur Blütezeit der Käfigvogelhaltung von Singvögeln war das Sammeln von Ameisenpuppen ein lukrativer Zuverdienst!

Zusatz-Info

Broschüre:

Die Familie Mozart vermag ebenfalls die Tätigkeit des Ameislers unterstützt haben, denn es wurde eine Rechnung gefunden, die den Kauf von Ameisenpuppen belegt. Das Hause Mozart soll angeblich Kanarienvögel, Rotkehlchen und Grasmücken in Vogelkäfigen gehalten haben. Viele musikalische Werke von Wolfgang Amadeus Mozart wurden von Vogelgesängen inspiriert!

Die Ameisler waren meistens männliche Personen in Tracht. Die Strümpfe waren dabei meist besonders weit hochgezogen, um Ameisenbissen zu entgehen.

Quelle

Niederösterreichische Landesausstellung 2015. ÖTSCHER:REICH – die Alpen und wir. Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H, Schallaburg.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/alte-berufe-der-ameisler-sammelte-und-verkaufte-ameisenpuppen-a-835298.html

Verfasst von Alice Gonzalez-Martin und Christina Nagl