De wüdi Jogt

Aus Landschaftsgeschichten
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Es woa im Winta aum Thomastog, und es is' koid,
i' foa' mit 'n Brunna Michl mit'n Rossschli'tn ums Hoiz in Woid.
Da Michl sogt: "Mia hod im Kriag in d' Fiaß' g'froan grod g'mua,
drum ziag i' fünf Poaar Seck'l au' und großi Schua."
Des gaunzi Toi' des liegt in da Wintaruah,
nua i' und da Michl foharn in Ostrong zua.
Am Schlog, do zoagt ma da Michl volla Stoiz:
"Do schau her: Do liegt mei Hoiz."
Mia kearn mit unsan Fuhrwerk au',
und faungan glei' zan auflo'na au'.
Wia ma aufg'lond' haum de Fuah,
do roadl ma's mit'n Roadla zua.
"Wü-a", sog i' za de' Ross, und de zan'd au',
hoffandli' fongt 's ned glei' zan rotaz'n au'.
Denn da Weg is' stoanig, schief und krumm,
do schmeiß' ma 's erste Moi' schaun um.
Mia stöll'n in Schli'tn glei' wieda auf,
und schlicht'n 's Hoiz daun wieda drauf.
Und foah'n glei' wieda weira,
owa da Weg is' leida nu ned g'scheida.
I' glaub, i' und da Michl san zan Fuh'wer'kan z' dumm,
weu a Wengal späd'a schmeiß' ma nuamoi' um.
Mia lo'nan wieda auf, i' hob an Zoarn,
denn mittlerweile is' schau' finsta woarn.
Jösas na! Wia schnö de Zeit vageht,
am Hümmi dro'm schau' da Voi'mond steht.
A so a Thomasvoi'mondnocht
hot schaun so maunch'n Leit'n a Unglick brocht.
Wia 's so sein wü', faungan d' Ross zan geigna au',
und glei' drauf san' s' davau'.
I' spring auf 'n Schli'tn mit an Ruck,
und zah des Loatseu' kräfti' z'ruck.
I' schrei: "jö jö jö", schü'd und fluach,
de Ross, de gengan trotzdem duach.
De Ross, de rennan - bist du deppat!
De Eiskett'n van Schli'tn haum g'scheppat.
De Huf stompfan, dass de Erd'n bebt:
na, so wos Schiach's hob i' no nia dalebt!
De Ross haum g'wiehad und g'schnaubt,
voa' mia is' da Schnee auf'staubt.
Da Schli'tn hod g'krocht und g'ächzt,
Krauh'n san aufg'flog'n und haum g'krächzt.
Voa mia - des is' ned g'log'n -
do sand a massa Wü'dsäu duachi zog'n.
Hintn nochi rennt da Brunna Michl mit de groß'n Schuach und schreit "ho ho ho",
Kin'a im Doaf glau'm, hiatzt kemman s', da Krampas und da Nig'lo.
De Ross' dan weira galoppier'n,
do steht da oafoch nur des Hirn.
Des Schli'tn-Gleck'l leit't gaunz laut und schnö,
i' glaub, owi geht 's mit uns in d' Hö'.
I' g'spia 's, des End da Wöd is' do,
i' glaub, i' spring van Schlitt'n o.
Do' es is' nua blü'm ban Wül'n,
weu' i' bin mit oana Hax'n in da Fuah henga blüm.
Und so renn' i', weil i' muaß,
nemman Schli'tn mit oan Fuaß.
Höllischer Lärm erfüllt des gaunzi Toi',
von den Berg'n schaurig hoi't da Wiedahoi'.
Mit oan Schlog is' auf oamoi' ollas stad und stumm,
weu' da Schli'tn is' g'foin a dritt's Moi um.
Wos is' des? Des tuad nix Guat's bedeit'n,
ma heart jo a' des Sterbegleck'l leit'n!
Drum hau'm de Leit' voi' Aungst in Naturvermittla g'frogt,
der hod g'sogt: woascheindli' woa 's de wüdi Jogt.
Ob des Woharheit is' oda Schmäh,
des wear'n uns zoag'n de Spur'n in Schnee:
Oan's hod da Natuavamittla glei' dakennt,
do is' a gaunzi Schoar va Wü'dsäu g'rennt.
Do siacht a' - und sein Schreck woa groß -
do san mindesdens zwoa dutzend Ross'.
Und do schaut 's her: do liegt a Krauh', der is' tot,
i' glaub, dass den voa lauter Schreck da Schlog trofa hod.
Do ne'man Schli'tn a gaunz sondabori Spur,
a Huaf - a Schua - a Huaf - a Schua: des is' 'in leibhoftig'n Teufi' sei' Spur.
Na mia brauchan nimma weira suacha,
hob' 's söwa g'heart: nua da Teufi' kaun so grausli' schö'n und fluacha.
Außa'dem: koa Fuahmaun is' so dumm,
und schmeißt in Woid glei' drei moi' um.
Do schaut 's hea zan guat'n End,
do is' mit großi Schua'h da Yeti a' hint' nochi g'rennt!
Do hot in Natuavamittla des Grauen pockt:
des woa totsächli' de wüdi Jogt.
Jo und hiatzt sogt 's ma, wia erklär' i' 's dennan Leit'n bloß,
dass i' des woa, da Brunna Michl und de Ross'?
Drum so is' g'sogt:
des woa fia mi' totsächli' de wüdi Jogt!

Zusatzinfos

  • Thomastag = 21. Dezember (Wintersonnenwende)
  • zuaroadl'n = zusammenziehen
  • Roadla = Holz, womit man die Bindseile oder Bindketten fest zusammen zieht
  • roatz'n = reitzen nicht rund laufen
  • weira = weiter
  • Fuh'wer'an = Fuhrwerken, mit dem Fuhrwerk fahren
  • spära = später
  • schöt'n = schelten, schimpfen (i' schü'd = ich schelte)
  • Krauh' = Krähe
  • Kin'a = Kinder
  • de wüdi Jogt = die Wilde Jagd ist die deutsche Bezeichnung für eine in vielen Teilen Europas verbreitete Volkssage, die sich zumeist auf eine Gruppe von übernatürlichen Jägern bezieht, die mit großem Getöse über den Himmel jagen.

Quellen

Ignaz Leonhartsberger, Yspertal

Wilde Jagd (Sage)