Das Wetterloch am Ötscher

Aus Landschaftsgeschichten
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G´schichtl

Am Ötscher, nahe dem Gipfel, befindet sich ein rundes Loch, das in einem engen Schlot senkrecht in die Tiefe führt und in einer geräumigen Höhle endet. Unter den BergbewohnerInnen ist dieser Schlot gemeinhin als "Wetterloch" bekannt. Schon seit Jahrhunderten beobachten sie, dass man nur ein paar kleine Steinchen in den Schlot zu werfen braucht, um in kürzester Zeit ein heftiges Gewitter und dichten Nebel heraufzubeschwören. Die Berggeister, die in der Höhle hausen, rächen sich so an allen Menschen, die sie in ihrer Ruhe mutwillig stören.

Vor langer Zeit verabredeten sich ein paar mutige junge Burschen, um die Wunder des Wetterlochs selbst zu ergründen. Sie glaubten, dass die Berggeister am Grund in der Höhle unermessliche Schätze horteten. Mit Stöcken und Seilen machten sie sich auf den Weg zum Ötschergipfel und losten, wer in die Tiefe steigen sollte. Der "Gewinner" legte sich das Seil um seinen Leib und seine Kammeraden ließen ihn langsam den Schlot hinab in die dunkle Höhle. Die anderen Burschen warteten am oberen Ende des Wetterloches darauf, dass ihr Freund heftig am Seil rüttle, zum Zeichen, dass er wieder nach oben gezogen werden wollte. Das vereinbarte Zeichen kam aber nicht. Voller Sorge sahen sie auch noch ein furchtbares Unwetter aufziehen. Erst als schon die ersten Tropfen auf den Boden fielen, bewegte sich das Seil. Sie zogen so schnell sie konnten, um ihren Freund wieder an die Oberfläche zu holen. Als ihr Freund aber mit verstörenden Zügen, schneeweißem Haar und rauer Stimme wieder vor ihnen auftauchte, erschraken sie sehr. Gemeinsam konnten sie dem Unwetter gerade noch entkommen. Sie bereuten ihre Neugier ein Leben lang, denn ihr Freund hatte in der Ötscherhöhle seinen Verstand verloren. Was er dort unten erlebt hatte, erfuhr niemand. Seitdem wird das Wetterloch von allen BergbewohnerInnen gemieden und die zornigen Geister bewachen seitdem ungestört ihre Schätze.

Zielgruppe

alle

Botschaft

Über den Ötscherkarst.

Zusatz-Info

Bereits im Jahr 1592 wurden die Höhlen des Ötschers im Auftrag Kaiser Rudolfs II. im Verlaufe einer großangelegten Expedition erforscht. Im Bericht an den Kaiser wird erstmals von einem Wetterloch berichtet, einem jener geheimnisvollen Felsöffnungen nahe dem Gipfel, die im Volksglauben als Aufenthaltsort von Wetterhexen und anderen Dämonen eine große Rolle spielten. W.C.W. Blumenbach berichtet: "Der Ötscherberg ist ganz zerrissen wie ein Trümmerhaufen; er verschließt in seinem Innern das Tauben-, Geld- und Wetterloch und den fabelhaften See. Das Wetterloch endlich ist eine unbedeutende, in die Tiefe gehende Öffnung, von welcher eine Sage geht, dass ein Gewitter aufsteige, sobald man einen Stein hinabwerfe."

Quelle

Austria Forum

Biologiezentrum

Verfasst von Marlene Palka