Das Hohenas

Aus Landschaftsgeschichten
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G´schichtl

Eine Hohe Nase? Ein As ganz oben am Berg? Oder doch ein Hofname? Aber weit und breit kein Haus zu sehen. Nur drüben am Molterkogel steht das Jagdhaus, die sogenannte Ochsenburg. Diese gehört zu Gösing. Auf der Landkarte steht nur das Wort Hohenas. Die Einheimischen sagen am „Hochnos“! Alles ein Rätsel, oder doch nur ein kleiner Schreibfehler? Geben wir ein e dazu. Hohenase oder HoheNase. Hoch oben über der Zwölfermauer mit Blick über das Erlauftal, der große Ötscher zum Greifen nahe, wäre es schon denkbar, dass der Berg wo eine Nase hat. Doch nichts zu sehen. Auf über 900 m Seehöhe nur Wald und Wiese auf diesem Hochplateau. Aussehen tut es ja wie eine kleine Alm. Geschätzte 10 ha werden es schon sein. Es gibt ja einige Almen rund um den Ötscher. Diese sind aber viel größer. Eine Alm darf sich nur dann als Alm bezeichnen, wenn sie höher als die durchschnittliche Besiedelungshöhe liegt, und wenn diese nur im Sommer bestoßen ist. Im Winter darf kein Vieh am Almhaus sein. Bei unseren Nachbarn in Bayern gibt es da noch eine andere Regelung. Weideflächen die den Sommer über voll mit Vieh sind, im Winter das Gehöft bewohnt ist, und im Stall ein Vieh steht, nennt man „Aste“. Fügen wir zu Hohenas ein te dazu, dann haben wir eine „Hohe Aste“. War es nun wirklich eine hohe Weide, oder eben ein Hof der ständig bewirtschaftet war? Zum Glück gibt es in den meisten Gemeinden sogenannte Häuserbücher. Bernhard Gamsjäger, ein Heimatforscher aus dieser Gegend, beschreibt im Buch von Puchenstuben in der Rotte „Schaflahn“ einen Hof mit dem Namen „Hohenast“. Der Hof lag im westlichen Teil dieser Weidefläche und ist im Jahre 1922 abgebrannt. Eine frühere Erwähnung gibt es aus dem Jahre 1655 als die Ämter der Weißenburg neu aufgeteilt wurden. Damals dem Frankenfelser Amt zugeteilt, ist Hohenast sowie Ober- und Untergösing bereits eingetragen. Aus noch früherer Zeit ist die Zugehörigkeit zum Bistum Passau bekannt, womit wir wieder bei den Bayern sind. Typisch für die ersten festen Ansiedelungen sind ebene Hochlagen, welche von der Geologie her geeignet waren Wiesen statt Wald anzulegen. Der Wandel der Zeit brachte mit sich, dass am Ende des 19. Jhdt. viele Bauernhöfe in dieser kargen Gegend aufgekauft und zu größeren Liegenschaften zusammengeführt wurden. Der Bau der Mariazellerbahn am Beginn des 20. Jhdt. hat das nochmals begünstigt. Gösing, früher nur ein Name für zwei Bauernhäuser, wurde immer bekannter. Eine Bahnstation, der damals sechstlängste Tunnel der Monarchie, eine Pumpstation um das dampfende Roß mit Wasser zu befüllen, ein Gasthaus und ein Kaufhaus, zeigen fast so eine Geschichte wie wir sie aus dem wilden Westen kennen. 1957 hat der Landtag die zwei ehemaligen Rotten „Schaflahn“ und „Ameiskogel“, aufgelassen und den Namen Gösing per Amtsweg festgeschrieben. Als das Gehöft „Hohenast“ im Jahre 1922 abgebrannt ist gehörte es bereits zur Liegenschaft Gösing. Dadurch auch verständlich warum es nicht an der selben Stelle wieder aufgebaut wurde, sondern nach dem östlichen Ende der Weide, gut 700 Meter näher zu Gösing. Zugleich wurde auch noch eine Steigleitung von der Pumpstation errichtet um die Wasserversorgung zu sichern. Anhand der alten Baupläne kann man bereits erahnen, dass es nicht ein einfaches Bauernhaus werden sollte, sondern ein Jagdhaus. Eine neue Bezeichnung, wo man nur vermuten kann woher sie stammt, und schon ist die Ochsenburg geboren, am Südhang des Molterkogels. Die Bezeichnung Hohenas steht so noch auf der Karte, nun können wir dieses Wort auch verstehen.

Zielgruppe

Ab 10 Jahre, Entdecker, Geografen, Geschichtsforscher

Botschaft

Besiedelung und ländliche Entwicklung im Wandel der Zeit. Nicht nur die Slaven sondern auch die Bayern prägten unsere Gegend.

Zusatz-Info

Schafe u. Ziegen in Hanglagen - Gösing kommt von Ziegen (slaw.), Rotte "Schaflahn", Rinder eher auf Hochflächen - Hohenast (wie eine Alm), Ochsenburg

Quelle

Puchenstuben 2004 von Bernhard Gamsjäger, Eigenverlag. Aufgeschrieben und gedanklich verknüpft von Franz Höbarth