Bifaung

Aus Landschaftsgeschichten
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Bifaung in der Oststeiermark. Photo Christof Kuhn

Gschicht'l

A Bifaung - des is gaunz kloa -,
des san Okafuach'n eana zwoa.
An Bifaung hot ma friaha braucht za oin,
und komot woa's a, do bist net drüwa g'foin,
g'lengt host jo va jeda Seit'n,
ban jät'n, setz'n, owa do auf koana Leit'n.
In Bifaung hot a jeda friaha braucht, des kau i sogn,
fia Kraut, Krautruam, Bau'l, Meara, Rauna und Mogn.
Dea wos koa Haus und nua a Wohnung g'hobt,
hot an Bifaung zan Bewirtschoft'n, fia an Oawatstog,
des hot a daun o'goawat iagand waun,
do haum se d'Leit schau g'redt zaum.
Kennzeichn't haum des de Ockapoatei'n,
mit an Blumenbeet'l des woa fein,
do hots geb'n Ringlbluman fia d'Schmia aum Ockaraund,
Nö'k'n, Sonnenblumen und a Krautscheicha mit' G'waund.
Oft haums g'hobt a Poa Erdäpfizeun,
do woans daun ban Erdäpfi leg'n dabei,
mit an Oascharla Pflua',
des is a weng schnölla gaunga und woa guat,
und haum se de Leit a gaunz Joa guat vatrog'n,
daun hot da Bau' im Herbst de Erdöpfi hoamg'fiat mit'n Mistwogn.
De Zeitn mit'n Zaumoawat'n san mit da Zeit moast um,
weu vü Leit haum Haus und Baugrund.
De Leit aum Bau'nhof san oiweu weniga woan,
und de meist'n san schau mit'n fuchzana Traktor g'foan.
Es woa da Bifaung üwaroi in Weg,
und Mong au'baut hot ma a net.
Aussa auf de Schinagl Acka'l in Yschpa woans nu do
und der Internatbau löst de letztn Bifaung do in Yschpa o.
Kemma san daun de groß'n Maschinen,
und Roa' und Hoiweg woan daun a nimma!

Zielgruppe

geschichtlich interessierte Personen und jene, die mehr über alte Bewirtschaftungsweise erfahren wollen

Broschüre: "ab 14 Jahren, landwirtschaftliche Vorbildung"

Anwendung: ganzjährig

Botschaft

Mit der Änderung der Lebensweise sowie der Intensivierung und fortschreitende Technisierung der Landwirtschaft verschwindet der Bifaung aus der Landschaft.

Zusatz-Info

Broschüre:

  • Bifaung = Bifang, Ackerstreifen, der ein bis zwei Furchen breit und eine Ackerlänge lang ist. Laut Heinz-Dieter Pohl, Klagenfurt, kommt das Wort aus dem Mittelhochdeutschen: Bivanc = ein mit Ackerfurchen eingefriedetes ("befangenes") Grundstück.
  • Okafuach'n = Ackerfurche eines Einscharpfluges
  • komot = praktisch (kommod)
  • drüwa = darüber
  • friaha = früher
  • Bau'l = Bohnen
  • Meara = Karotten (Möhren)
  • Rauna = Rote Rüben
  • Mogn = Mohn
  • Oawatstog = Arbeitstag
  • o'goawat = (eine Leistung) abgearbeitet
  • iagand = irgendwann
  • Okapoatein = Ackerparteien, die den Acker nützen
  • Poa Erdöpfizeu'n = Ein Paar Kartoffelzeilen
  • Oascharlapfluag = Einscharpflug
  • zaumoawat'n = zusammenarbeiten
  • üwaroi = überall
  • Schinagl Acka´l = Flurname Schinagl Acker (klein)
  • Yschpa = Ysper
  • Roa = Ackerrain [Grenze mit Gras und Kräutern bewachsen]
  • Hoiweg = Hohlweg


Die Zufahrt zu den Bauernhöfen in Ysper und Kapelleramt war im Winter oft Monate nicht möglich, da die Hohlwege bis zwei Meter hoch mit Schnee zugeweht waren.

Wenn Fahrzeuge vorhanden waren, wurden sie in Straßennähe geparkt und man musste zu Fuß den Weg nach Hause antreten.

Genauso war es mit vielen Grundstücken, die nur durch Hohlwege erreichbar waren.

Mit den Traktoren wurde die Situation nicht einfacher - es mussten viele Wege neu gemacht oder verbreitert werden.

Quellen

Original von Hans Pichler, Hofedl