Bergkameradschaft zu unserem Nutzen: die Tannenhäher - Zirben-Symbiose

Aus Landschaftsgeschichten
Zur Navigation springen Zur Suche springen

G'schichtl

Um die langen Bergwinter zu überstehen, betreibt der Tannenhäher Vorratswirtschaft. In bis zu 3 Monaten harter Arbeit versteckt diese „Zirbenkrähe“ an und über der Waldgrenze bis zu 100.000 Nüsse der Hasel und Zirbe in vielen kleinen Depots, aus denen sie sich dann im Winter versorgt und bis ins späte Frühjahr selbst noch seine Junge füttert. Viele Verstecke liegen an der Baumgrenze an markanten, für den Vogel einprägsamen Stellen, in Blockhalden oder Geländerippen. Je nach Härte und Gründigkeit des Bodens enthält ein Versteck bis zu 25 Zirbelnüsse, im Mittel werden aber nur 3-6 Zirbelnüsse abgelegt und meist in weniger als einer Minute durch den Schnabel bis 5 cm tief in den Boden gesteckt.

Untersuchungen am verwandten amerikanischen „Nutcrackern“ belegen eine schon fast gespenstische Gedächtnisleistung. Bis zu 7000 Einzelplätze kann sich ein Häher punktgenau merken. In bis zu 1.5m hohem Schnee graben auch unsere Tannenhäher zielgenaue Tunnel bis zu den lächerlich kleinen Versteckplätzen und zwar mit hohen Erfolgsraten von 75 - 85 % aller Grabungen. Oft werden so bis 80% aller Verstecke bis zum nächsten Sommer ausgebeutet. Wahrscheinlich wird dabei auch das Magnetfeld der Erde zur Orientierung genutzt. Aus dem beträchtlichen Potenzial der dennoch vergessenen Nüsse kann sich die Zirbe verjüngen und ausbreiten. Ein klassischer Fall von Bergkameradschaft. Der Clou dabei für die Zirbe: die Pflanzstellen sind oft mäßig frostige, schnee- und windarme "safe sites", an denen die Zirbe gut auskeimen kann. Da der Häher zudem Samen oft dicht nebeneinander versteckt, können junge Zirben dicht gedrängt aufwachsen und sich so gegenseitig vor Wind und Wetter schützen.

Für uns, den Homo alpinus und v.a. für den auf Almen wirtschaftenden Homo agrarius, auch Bauer genannt, ist diese Gratis-Hochlagenaufforstung von unschätzbarem Wert!

Zusatz-Info

Hinweis auf frühere Verfolgung (bis 1960er Jahre) des TH durch Förster und Bauern, weil fälschlich ein Schaden für die Zirbe (Samenraub) bzw. Forstwirtschaft angenommen wurde. Hinweis auf Bedeutung der „Nusspflanzerei“ durch den TH auch für Landwirte (Lawinenschutz für Almen, Holzwirtschaft- Zirbenboom in der Tischlerei und im Gesundheitswesen).

Quelle

verfasst von Armin Landmann (AviWiki)

  • Glutz von Blotzheim, U.N & K.M Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas Bd 13, III 1993, Aula (& diverse Fachpublikationen)