Beethovens eifersüchtige Erben

Aus Landschaftsgeschichten
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G'schichtl

Dramatisch sind die kräftigen Molltöne mancher Beethoven-Symphonien. Eine heimische Vogelart spielt in ihrer Stimme Beethoven und in der Farbe Eifersucht: die Goldammer!

Dieser mancherorts schon zum Sorgenkind des Naturschutzes avancierte, früher so häufige Charaktervogel der halboffen Kulturlandschaft, hat Einiges zu bieten: akustisch und optisch.

Der unermüdlich aus Hecken, Einzelbäumen in der Feldflur oder von Feldstadeln aus vorgetragene Gesang der Goldammer ist unverwechselbar. Der obertönige, typische Ammergesang scheint Beethovens Fünfter, der Schicksalssymphonie, entlehnt: kräftig schmettert der Ammer “ta-ta-ta-ta“ – „ta-ta-ta-ta“. Romantischere Geister wollen da auch eine Liebeserklärung heraushören und umschreiben den Ammergesang mit: „wie, wie, wie - hab ich dich liiieb“. Wie auch immer: Auch der Anblick des Sängers ist eindrucksvoll!

Kräftige Gelbtöne dominieren im Gefieder vor allem des Ammerhahns. Weniger bekannt ist aber, was schwedische Forscher herausgefunden haben. Dass nämlich auch bei der Goldammer individuelle Unterschiede in der Gelbfärbung der Männchen über deren Attraktivität für die Ammerweibchen entscheiden. Je gelber, desto lieber, sozusagen.

Ein besonders faszinierender Hintergrund, der die Beliebtheit gelber Ammerhähne mit erklären könnte: Die Männchen mit der stärksten Gelbfärbung hatten den geringsten Parasitenbefall, waren also gesünder als weniger gelbe. Und wer hat nicht gerne einen fitten Partner und Vater für seine Kinder? Gelb ist also nicht nur die Farbe, sondern auch ein Grund zur Eifersucht – zumindest bei Ammerdamen!

Zielgruppe

Alle, besonders aber ornithologisch interessierte Personen

Botschaft

Hinweis auf die Bedeutung extensiv genutzter Säume und Hecken in der Kulturlandschaft. Problem der frühen und mehrfachen Mahd für Bodenbrüter wie Feldlerche, Braunkehlchen oder Goldammer.

Zusatz-Info

Goldammern sind Bodenbrüter und bauen ihr Nest unter Büschen und Sträuchern, manchmal auch an Böschungen. Ausschlaggebend ist eine dichte, schützende Vegetation. Es werden bis zu fünf Eier in das Nest gelegt. Man könnte meinen, ein Künstler hätte diese Eier bemalt! Denn die weißen Eier weisen eine bräunliche, kunstvoll gekritzelte Linienführung auf!

Quelle

Original von Armin Landmann (AviWiki)

Sundberg J. & C. Larsson (1994): Male coloration as an indicator of parental quality in the yellowhammer, Emberiza citrinella. - Anim. Behaviour 84: 885-892. Sundberh, J. (1995): Parasites, plumage coloration and reproductive success in the yellowhammer, Emberiza citrinella. - Oikos 74: 331- 339.