Aus der „Gebärmutter“ eines alten Gebirges

Aus Landschaftsgeschichten
Zur Navigation springen Zur Suche springen

G´schichtl

Noch bevor die Dinosaurier die Welt erblickten, kollidierten (vor ca. 300 Millionen Jahren) große Kontinente miteinander. An der Nahtstelle dieses Zusammenpralls entstand – wie immer bei Kollisionen von Kontinenten - ein Gebirge, das sogenannte Variszische Gebirge. Dadurch wurde die kontinentale Erdkruste doppelt so dick als normal (70 statt 35 km) und die Gesteine in den tiefen Stockwerken dieses Gebirges wurden einem besonders hohem Druck und großer Hitze ausgesetzt. In diesem speziellen Milieu wurden die Gesteine des Wald- und Mühlviertels gebildet, es entstanden Magmatische Gesteine (unter Druck und Hitze völlig aufgeschmolzene Gesteine) und Metamorphe Gesteine (unter Druck und Hitze nur verformte Gesteine; Metamorphose = Umgestaltung/Verwandlung).

Diese Gesteine befanden sich vorerst jedoch noch viele Kilometer unter der Erdoberfläche. Durch die Verwitterung (v.a. Regen) wurden Meter um Meter Gestein abgetragen und über die Flüsse zerrieben und in Form von Sand oder Schlamm (Ton) ins Meer gespült.

Schließlich brach der Kontinent wieder auseinander, Südamerika trennte sich von Afrika und das alte Europa wanderte Richtung Norden an seine heutige Stelle.

Heute ist das Variszische Gebirge bereits so weit abgetragen, dass wir im Wald- und Mühlviertel praktisch mitten ins Zentrum der „Gebärmutter“ dieses ehemaligen Gebirges blicken – an jene Stelle wo die Gesteine des Wald- und Mühlviertels ursprünglich entstanden sind.


Zielgruppe

Geologen, Geografen, geologisch interessierte Personen

Botschaft

Zusatz-Info

Je nach Standort (siehe Geologische Übersichtskarte GÖK 200) treffen wir auf folgende Gesteine:

Magmatische Tiefengesteine: Jene Gesteine die in der Gebärmutter des Variszischen Gebirges gänzlich aufgeschmolzen wurden und im Laufe von Jahrmillionen langsam abkühlten und wieder zu Stein wurden. Man nennt sie nach dem Vorbild des griechischen Gottes der Unterwelt Pluton auch Plutonite.

Granit: Durch den langsamen Abkühlungsprozess konnten sich große Kristalle bilden, die mit freiem Auge sichtbar sind. Vor allem der „Weinsberger Granit“ der im Mühlviertel und Teilen des westlichen Waldviertels landschaftsprägend ist, zeichnet sich durch besonders große Kristalle aus (siehe Foto)

Granodiorit: Siehe Granit, von diesem schwer unterscheidbar aber ähnlich entstanden. Im Prinzip kann man das selbe erzählen wie beim Granit.

Metamorphe Gesteine: Jene Gesteine die in der Gebärmutter des Variszischen Gebirges nur verformt (und nicht aufgeschmolzen) wurden. Man spricht von Metamorphose (Verwandlung). Je nach Ausgangsgestein, das der Metamorphose (Umgestaltung/Verwandlung) unterzogen wird, werden die Metamorphen Gesteine unterschiedlich benannt:

Para-Gneis: Ausgangsgesteine sind Sedimentgesteine (also irgendwann von Flüssen ins Meer gespülter Sand oder Schlamm der sich dann zu Sandstein und Tonstein verfestigt hat).

Ortho-Gneis (auch Granit-Gneis genannt): Ausgangsgesteine sind praktisch Granite.

Marmor: Ausgangsgesteine waren Kalksteine, ähnlich wie wir sie heute z.B. auch in unseren Kalkalpen vorfinden. Aus „echtem“ Marmor wurden früher alte Kirchen ausgestattet, als es noch keinen Stuck-Marmor gab.

Amphibolit: Ausgangsgestein ist ein Basalt der tief unten Meeren an den Mittelozeanischen Rücken aus dem Erdmantel austritt und die ozeanische Kruste bildet. Der Amphibolit ist sehr dunkel, weil er viel schwarze Minerale enthält. Von ihm hat der Dunkelsteiner-Wald seinen Namen.

Granulit: Ausgangsgesteine sind wie beim Para-Gneis Sedimentgesteine. Jedoch findet die Metamorphose (Verwandlung) zum Granulit unter höherem Druck und höheren Temperaturen statt. Granulite sind sehr hart und werden aufgrund ihrer Haltbarkeit z.B. für Gleis-Schotter verwendet.