Anna und der Antonisee: Unterschied zwischen den Versionen

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== Zusatz-Info ==
 
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'''Labuda in Kraushofer (2010):'''  
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Broschüre:
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'''Geologischer Hintergrund des Erdrutsches:'''
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Der Erdrutsch erfolgte an der Grenze zwischen kalkigen Opponitzer Schichten der Trias (Lunzer Decke) und den darunterliegenden mergeligen und daher bei Wassersättigung rutschfreudigen Jura-Kreide-Schichten (Halbfenster der Frankenfelser Decke, die hier durch tektonische Prozesse kompliziert in die Lunzer Decke eingefaltet wurde).
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'''''Labuda in Kraushofer (2010):'''  
 
"Der Bergrutsch begann an der Nordwestlehne des Salegger Rückens, knapp beim Bauernhaus Salegg unterhalb der Linde. Es kam die Lehne in ihrer ganzen Höhe von etwa 130 m ins Rutschen und zwar mit solcher Gewalt, dass sich die Erdmassen, die nicht nur die Talsohle füllten und den Reifbach absperrten, aufs linke Reifbachufer hoch gegen diese Berglehne hinaufschoben." Weiters schildert er, wie der Reifbach aufgestaut wurde, der See entstand und ein Haus, das Reifbach-Häusl des Holzknechtes Peregrin Schagerl, überflutet wurde. Es konnte gerade noch rechtzeitig mit Hilfe der Nachbarn geräumt werden. Auf in der Broschüre abgedruckten Fotos sieht man, dass offensichtlich auch die wertvollen Dachziegel abgedeckt worden waren – wahrscheinlich erst später. Als Ursache für den Erdrutsch vermutete er neben heftigen Regenfällen auch die angeblich unterhalb gelegenen alten Braunkohlewerke.  
 
"Der Bergrutsch begann an der Nordwestlehne des Salegger Rückens, knapp beim Bauernhaus Salegg unterhalb der Linde. Es kam die Lehne in ihrer ganzen Höhe von etwa 130 m ins Rutschen und zwar mit solcher Gewalt, dass sich die Erdmassen, die nicht nur die Talsohle füllten und den Reifbach absperrten, aufs linke Reifbachufer hoch gegen diese Berglehne hinaufschoben." Weiters schildert er, wie der Reifbach aufgestaut wurde, der See entstand und ein Haus, das Reifbach-Häusl des Holzknechtes Peregrin Schagerl, überflutet wurde. Es konnte gerade noch rechtzeitig mit Hilfe der Nachbarn geräumt werden. Auf in der Broschüre abgedruckten Fotos sieht man, dass offensichtlich auch die wertvollen Dachziegel abgedeckt worden waren – wahrscheinlich erst später. Als Ursache für den Erdrutsch vermutete er neben heftigen Regenfällen auch die angeblich unterhalb gelegenen alten Braunkohlewerke.  
  
 
Anfangs hatte man Sorge, ob der Wall dem Druck des Wassers standhalten konnte und alarmierte alle Bewohner der an der Jeßnitz bis Neubruck gelegenen Häuser. Im November wurde es nach längeren Regenfällen noch einmal brenzlig und daraufhin sicherte die Wildbachverbauung den Wall und das Bachbett. Im nächsten Jahr baute man auch eine neue Straße in den Reifgraben. Der Antonisee entwickelte sich aber von Anfang an zu einem Publikumsmagnet mit Eislaufen, Bootsfahrten und sonstigen Belustigungen.
 
Anfangs hatte man Sorge, ob der Wall dem Druck des Wassers standhalten konnte und alarmierte alle Bewohner der an der Jeßnitz bis Neubruck gelegenen Häuser. Im November wurde es nach längeren Regenfällen noch einmal brenzlig und daraufhin sicherte die Wildbachverbauung den Wall und das Bachbett. Im nächsten Jahr baute man auch eine neue Straße in den Reifgraben. Der Antonisee entwickelte sich aber von Anfang an zu einem Publikumsmagnet mit Eislaufen, Bootsfahrten und sonstigen Belustigungen.
  
 
Broschüre:
 
  
 
'''Geologischer Hintergrund des Erdrutsches:'''
 
'''Geologischer Hintergrund des Erdrutsches:'''
 
Der Erdrutsch erfolgte an der Grenze zwischen kalkigen Opponitzer Schichten der Trias (Lunzer Decke) und den darunterliegenden mergeligen und daher bei Wassersättigung rutschfreudigen Jura-Kreide-Schichten (Halbfenster der Frankenfelser Decke, die hier durch tektonische Prozesse kompliziert in die Lunzer Decke eingefaltet wurde).
 
Der Erdrutsch erfolgte an der Grenze zwischen kalkigen Opponitzer Schichten der Trias (Lunzer Decke) und den darunterliegenden mergeligen und daher bei Wassersättigung rutschfreudigen Jura-Kreide-Schichten (Halbfenster der Frankenfelser Decke, die hier durch tektonische Prozesse kompliziert in die Lunzer Decke eingefaltet wurde).
  
Ähnliche Phänomene treten an den aus weichen Sand- und Tonsteinen bzw. Mergeln bestehenden Lunzer Schichten auf. In der Ötscher-Gegend hatten und haben diese Schichten große Bedeutung: Einerseits bilden sie ackerfähige Böden und wurden daher schon früh gerodet und landwirtschaftlich - heutzutage vowiegend als Wiesen - genutzt. Andererseits führten sie abbaufähige Kohlelagen und stellten damit die wesentlichste Basis für den wirtschaftlichen Aufschwung entlang der Eisenstraße dar.
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Ähnliche Phänomene treten an den aus weichen Sand- und Tonsteinen bzw. Mergeln bestehenden Lunzer Schichten auf. In der Ötscher-Gegend hatten und haben diese Schichten große Bedeutung: Einerseits bilden sie ackerfähige Böden und wurden daher schon früh gerodet und landwirtschaftlich - heutzutage vowiegend als Wiesen - genutzt. Andererseits führten sie abbaufähige Kohlelagen und stellten damit die wesentlichste Basis für den wirtschaftlichen Aufschwung entlang der Eisenstraße dar.''
  
 
== Quelle ==
 
== Quelle ==

Version vom 22. Oktober 2017, 12:21 Uhr

Versunkenes Haus in St. Anton aus dem Jahre 1910. Links ist der Hausbesitzer, Herr Aigelsreiter, zu sehen. Verlag der Ansichtskarten: unbekannt. Zur Verfügung gestellt von Herrn Otto Brandl
Versunkene Landschaft in St. Anton aus dem Jahre 1910. Verlag der Ansichtskarten: unbekannt. Zur Verfügung gestellt von Herrn Otto Brandl
Bootfahren am Antonisee, 1930. Verlag der Ansichtskarten: unbekannt. Zur Verfügung gestellt von Herrn Otto Brandl


G'schichtl

Mit 16 Jahren ging die junge Anna im Jahr 1910 bei einem Bauern in der Gemeinde St. Anton oberhalb des Reifgrabens in den Dienst. Anna kamen hier St. Anton und die Kirche, die in nur einer Dreiviertelstunde Wegzeit zu erreichen waren, gerade einmal einen Katzensprung entfernt vor. Von Nestelberg, wo sie herstammte, hatte sie schließlich früher durch das Erlauftal, über den Trefflingfall bis zur Kirche von Puchenstuben ungefähr 10 km auf einem die meiste Strecke steilen Fußweg zurückgelegt.

Der wöchentliche Kirchgang mit der Familie ihres Dienstgebers war jedes Mal eine willkommene Abwechslung vom harten Arbeitsalltag. Doch am 7. Mai 1910 stand sie mit der Bauersfamilie plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes an: Der Weg, der aus dem Reifgraben führte, war nicht mehr da, sondern lag begraben unter einem anschwellenden See. Da der Weg über den Sollegg ebenfalls unter dem See lag, machte man sich auf den Umweg über den Dachsgraben und Wolfsgrub, eine zusätzliche Strecke von ca. 5 km. Rechtzeitig zur Messe kam man nicht mehr, aber wenigstens konnte man von den Leuten nach der Kirche erfahren, was passiert war: Am Tag davor hatte sich ein riesiger Erdrutsch ereignet, der das Tal versperrte und dazu führte, dass sich das Wasser des Reifgrabenbaches aufstaute und im Lauf des Tages und der vergangenen Nacht bereits einen See von einigen 100 Länge aufgestaut hatte.

Noch über 1 Jahr hinweg mussten jetzt die Leute aus dem Reifgraben diesen Umweg gehen und für Anna war der wöchentliche Weg in die Kirche wieder fast so lang wie vorher in Nestelberg.

Zielgruppe

alle

Broschüre: "ab 10 Jahren"

Anwendung: ganzjährig

Botschaft

Der Antonisee im Reifgraben bei St.Anton an der Jeßnitz ist durch einen Erdrutsch entstanden.

Zusatz-Info

Broschüre:

Geologischer Hintergrund des Erdrutsches: Der Erdrutsch erfolgte an der Grenze zwischen kalkigen Opponitzer Schichten der Trias (Lunzer Decke) und den darunterliegenden mergeligen und daher bei Wassersättigung rutschfreudigen Jura-Kreide-Schichten (Halbfenster der Frankenfelser Decke, die hier durch tektonische Prozesse kompliziert in die Lunzer Decke eingefaltet wurde).


Labuda in Kraushofer (2010): "Der Bergrutsch begann an der Nordwestlehne des Salegger Rückens, knapp beim Bauernhaus Salegg unterhalb der Linde. Es kam die Lehne in ihrer ganzen Höhe von etwa 130 m ins Rutschen und zwar mit solcher Gewalt, dass sich die Erdmassen, die nicht nur die Talsohle füllten und den Reifbach absperrten, aufs linke Reifbachufer hoch gegen diese Berglehne hinaufschoben." Weiters schildert er, wie der Reifbach aufgestaut wurde, der See entstand und ein Haus, das Reifbach-Häusl des Holzknechtes Peregrin Schagerl, überflutet wurde. Es konnte gerade noch rechtzeitig mit Hilfe der Nachbarn geräumt werden. Auf in der Broschüre abgedruckten Fotos sieht man, dass offensichtlich auch die wertvollen Dachziegel abgedeckt worden waren – wahrscheinlich erst später. Als Ursache für den Erdrutsch vermutete er neben heftigen Regenfällen auch die angeblich unterhalb gelegenen alten Braunkohlewerke.

Anfangs hatte man Sorge, ob der Wall dem Druck des Wassers standhalten konnte und alarmierte alle Bewohner der an der Jeßnitz bis Neubruck gelegenen Häuser. Im November wurde es nach längeren Regenfällen noch einmal brenzlig und daraufhin sicherte die Wildbachverbauung den Wall und das Bachbett. Im nächsten Jahr baute man auch eine neue Straße in den Reifgraben. Der Antonisee entwickelte sich aber von Anfang an zu einem Publikumsmagnet mit Eislaufen, Bootsfahrten und sonstigen Belustigungen.


Geologischer Hintergrund des Erdrutsches: Der Erdrutsch erfolgte an der Grenze zwischen kalkigen Opponitzer Schichten der Trias (Lunzer Decke) und den darunterliegenden mergeligen und daher bei Wassersättigung rutschfreudigen Jura-Kreide-Schichten (Halbfenster der Frankenfelser Decke, die hier durch tektonische Prozesse kompliziert in die Lunzer Decke eingefaltet wurde).

Ähnliche Phänomene treten an den aus weichen Sand- und Tonsteinen bzw. Mergeln bestehenden Lunzer Schichten auf. In der Ötscher-Gegend hatten und haben diese Schichten große Bedeutung: Einerseits bilden sie ackerfähige Böden und wurden daher schon früh gerodet und landwirtschaftlich - heutzutage vowiegend als Wiesen - genutzt. Andererseits führten sie abbaufähige Kohlelagen und stellten damit die wesentlichste Basis für den wirtschaftlichen Aufschwung entlang der Eisenstraße dar.

Quelle

Eva Karner-Ranner, Familiengeschichte über meine Großmutter

In der Broschüre "1910-2010. 100 Jahre Antoni See" aus dem Jahr 2010 veröffentliche Ing. Gerhard Kraushofer die Erinnerungen von Oberlehrer Ferdinand Labuda. Er schrieb um Weihnachten 1935 in Heften die Ereignisse während der Entstehung des Antoni Sees zusammen, aber auch die weitere Entwicklung bis 1935.